Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
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o<strong>der</strong> weniger allgemeine Zustimmung. Diskutiert wurde, wie eben illustriert,<br />
fast ausschließlich die Frage, welche Komponenten einem Schlüsselqualifikationskonzept<br />
zuzuordnen seien. Mit dessen Renaissance finden sich allerdings<br />
häufiger Anmerkungen, die grundsätzliche Kritik üben. Die wichtigsten<br />
Einwendungen seien aufgezeigt.<br />
Schlüsselqualifikationen unter Systemaspekten<br />
Gegen Mertens‘ arbeitsmarktpolitische Perspektive von Flexibilität bzw. Mobilität<br />
wurden schon von Anfang an unter systemkritischen Vorzeichen Vorbehalte<br />
angebracht: Dieses Problem „... hat sich mit <strong>der</strong> Etablierung kapitalistischer<br />
Produktionsverhältnisse herausgebildet; es ist zugleich <strong>der</strong>en Bedingung<br />
und Resultat“ (54), Mobilität impliziert „Gleichgültigkeit als<br />
sozialstrukturelles Erfor<strong>der</strong>nis“, <strong>der</strong> Kapitalismus ist somit als „pathologische<br />
Gesellschaftsstruktur“ zu definieren. Die Sozialisationsprozesse zur Schaffung<br />
mobilitätsadäquater Verhaltensdispositionen bei den Individuen führten letztlich<br />
zu einer Zerstörung von <strong>der</strong>en Identität bzw. zu verschiedenen Syndromen.<br />
Offen bleibt bei dieser These, ob Mobilität ausschließliches Merkmal kapitalistischer<br />
Gesellschaften ist o<strong>der</strong> nicht grundsätzliche Bedingung hochentwickelter<br />
Industriegesellschaften mit permanentem Strukturwandel, ferner, inwieweit<br />
„menschliche Existenz“ in ihrer zeitlichen Dimension mit ständigen Än<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Umwelt als adäquate Verhaltensdispositionen des Individuums nicht gewisse<br />
Flexibilitätspotentiale erfor<strong>der</strong>lich macht, um persönliche Krisen zu vermeiden<br />
usw.<br />
Systembezogen ist auch die These, wonach Schlüsselqualifikationen eine<br />
„Verschärfung sozialer Abhängigkeiten“ bedingen (55): Aufgrund des ständigen<br />
technischen Fortschritts sollen Fachkenntnisse letztlich zu „Wegwerfqualifikationen“<br />
degenerieren, womit auch eine permanente Entwertung <strong>der</strong> Beschäftigten,<br />
die sich diese Qualifikationen angeeignet hatten, erfolgt. Um diesen<br />
Vorgang gegenüber den Betroffenen zu verschleiern und keinen Wi<strong>der</strong>stand<br />
zu provozieren, würde die ständige Anpassungsnotwendigkeit als „Schlüsselqualifikation“<br />
definiert, womit diejenigen, die diese Notwendigkeiten definieren,<br />
ihre Machtposition verbessern könnten. Da die Wissensaneignung überdies<br />
„privatisiert“ würde, hat das Konzept „.. im Arbeitsbereich darüber hinaus eine<br />
sehr banale, nämlich kostenreduzierende Funktion.“<br />
Hierzu wäre anzumerken, daß sich natürlich durchaus Verlautbarungen finden<br />
lassen, in denen die Propagierung von Schlüsselqualifikationen mit <strong>der</strong><br />
For<strong>der</strong>ung nach einer verstärkten Privatisierung von Weiterbildung verknüpft<br />
wird. Eine Ableitung dieser letzteren For<strong>der</strong>ung allein aus dem pädagogischen<br />
Konzept <strong>der</strong> Schlüsselqualifikationen ist demgegenüber schwer nachvollziehbar.<br />
“Entberuflichung“ durch Schlüsselqualifikationen<br />
Ein weiterer grundsätzlicher Einwand gegenüber Schlüsselqualifikationen rührt<br />
aus <strong>der</strong> Vermutung (56), daß ihre Forcierung zu einer Aufweichung bzw. Auf-