08.01.2013 Aufrufe

Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

118<br />

o<strong>der</strong> weniger allgemeine Zustimmung. Diskutiert wurde, wie eben illustriert,<br />

fast ausschließlich die Frage, welche Komponenten einem Schlüsselqualifikationskonzept<br />

zuzuordnen seien. Mit dessen Renaissance finden sich allerdings<br />

häufiger Anmerkungen, die grundsätzliche Kritik üben. Die wichtigsten<br />

Einwendungen seien aufgezeigt.<br />

Schlüsselqualifikationen unter Systemaspekten<br />

Gegen Mertens‘ arbeitsmarktpolitische Perspektive von Flexibilität bzw. Mobilität<br />

wurden schon von Anfang an unter systemkritischen Vorzeichen Vorbehalte<br />

angebracht: Dieses Problem „... hat sich mit <strong>der</strong> Etablierung kapitalistischer<br />

Produktionsverhältnisse herausgebildet; es ist zugleich <strong>der</strong>en Bedingung<br />

und Resultat“ (54), Mobilität impliziert „Gleichgültigkeit als<br />

sozialstrukturelles Erfor<strong>der</strong>nis“, <strong>der</strong> Kapitalismus ist somit als „pathologische<br />

Gesellschaftsstruktur“ zu definieren. Die Sozialisationsprozesse zur Schaffung<br />

mobilitätsadäquater Verhaltensdispositionen bei den Individuen führten letztlich<br />

zu einer Zerstörung von <strong>der</strong>en Identität bzw. zu verschiedenen Syndromen.<br />

Offen bleibt bei dieser These, ob Mobilität ausschließliches Merkmal kapitalistischer<br />

Gesellschaften ist o<strong>der</strong> nicht grundsätzliche Bedingung hochentwickelter<br />

Industriegesellschaften mit permanentem Strukturwandel, ferner, inwieweit<br />

„menschliche Existenz“ in ihrer zeitlichen Dimension mit ständigen Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Umwelt als adäquate Verhaltensdispositionen des Individuums nicht gewisse<br />

Flexibilitätspotentiale erfor<strong>der</strong>lich macht, um persönliche Krisen zu vermeiden<br />

usw.<br />

Systembezogen ist auch die These, wonach Schlüsselqualifikationen eine<br />

„Verschärfung sozialer Abhängigkeiten“ bedingen (55): Aufgrund des ständigen<br />

technischen Fortschritts sollen Fachkenntnisse letztlich zu „Wegwerfqualifikationen“<br />

degenerieren, womit auch eine permanente Entwertung <strong>der</strong> Beschäftigten,<br />

die sich diese Qualifikationen angeeignet hatten, erfolgt. Um diesen<br />

Vorgang gegenüber den Betroffenen zu verschleiern und keinen Wi<strong>der</strong>stand<br />

zu provozieren, würde die ständige Anpassungsnotwendigkeit als „Schlüsselqualifikation“<br />

definiert, womit diejenigen, die diese Notwendigkeiten definieren,<br />

ihre Machtposition verbessern könnten. Da die Wissensaneignung überdies<br />

„privatisiert“ würde, hat das Konzept „.. im Arbeitsbereich darüber hinaus eine<br />

sehr banale, nämlich kostenreduzierende Funktion.“<br />

Hierzu wäre anzumerken, daß sich natürlich durchaus Verlautbarungen finden<br />

lassen, in denen die Propagierung von Schlüsselqualifikationen mit <strong>der</strong><br />

For<strong>der</strong>ung nach einer verstärkten Privatisierung von Weiterbildung verknüpft<br />

wird. Eine Ableitung dieser letzteren For<strong>der</strong>ung allein aus dem pädagogischen<br />

Konzept <strong>der</strong> Schlüsselqualifikationen ist demgegenüber schwer nachvollziehbar.<br />

“Entberuflichung“ durch Schlüsselqualifikationen<br />

Ein weiterer grundsätzlicher Einwand gegenüber Schlüsselqualifikationen rührt<br />

aus <strong>der</strong> Vermutung (56), daß ihre Forcierung zu einer Aufweichung bzw. Auf-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!