Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
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sensbeständen), den Lernvoraussetzungen, kognitiven Strukturen und Interessen<br />
<strong>der</strong> Adressaten und den institutionellen Rahmenbedingungen und Strategien<br />
des Lehrens‘ (ebenda) angestrebt wird“, dann ist dieser Begriff doch<br />
wohl zu statisch und mechanistisch, um dies alles zu umfassen. Ich schlage<br />
vor, statt dieses lerntheoretisch-motivationspsychologischen Terminus von<br />
HECKHAUSEN das eher dynamische und organismische Begriffspaar „Adaptation“<br />
und „Äquilibration“ des Entwicklungspsychologen und Epistemologen<br />
PIAGET für die angesprochenen Prozesse zu verwenden. Assimilation und<br />
Akkomodation sind die beiden Formen <strong>der</strong> Adaptation des Organismus an seine<br />
Umwelt und <strong>der</strong> Adaptation <strong>der</strong> Intelligenz beim Aufbau ihrer eigenen Strukturen;<br />
zugrunde liegt das dem Organismus innewohnende Streben nach Gleichgewicht<br />
(vgl. TIETGENS, 1984, 74: „Balance“!) mit seiner jeweiligen Umwelt.<br />
Zur Erklärung von Entwicklung reichen nach PIAGET die „drei klassischen<br />
Entwicklungsfaktoren“ (Reifung, Erfahrung <strong>der</strong> materiellen Umwelt, Wirkung<br />
<strong>der</strong> sozialen Umwelt) nicht aus; er nimmt deshalb einen vierten Faktor – die<br />
„Äquilibration“ – als den die drei an<strong>der</strong>en Faktoren „organisierenden“ Faktor,<br />
<strong>der</strong> selbstregulativ wirkt, an. „Adaptation“ (Anpassung) in den beiden Formen<br />
und „Äquilibration“ als organisieren<strong>der</strong> und (selbst)regulieren<strong>der</strong> Faktor beschreiben<br />
und erklären Entwicklungsprozesse adäquat (vgl. PIAGET, 1983,<br />
11, 32ff. und 62ff.).<br />
Dieses Plädoyer für die Verwendung adäquater(er) Begriffe mag als relativ<br />
unwichtig und vor<strong>der</strong>gründig abgetan werden – auch wenn ich damit nicht<br />
gerade den Vorschlag verbinde, statt „Erwachsenenbildner“ o<strong>der</strong> „Erwachsenenpädagoge“<br />
nun etwa „Äquilibrist“ o<strong>der</strong> gar „Äquilibrator“ zu sagen! Damit<br />
soll eher für eine Akzentverschiebung von einer mechanistischen zu einer<br />
organismischen Sicht des Zusammenwirkens <strong>der</strong> angesprochenen Faktoren<br />
plädiert werden. PlAGETs Entwicklungskonzept bezieht sich zwar zunächst<br />
und vor allem auf die kindliche Entwicklung, doch hat schon er selbst später<br />
intellektuelle Entwicklungsprozesse im Jugend- und Erwachsenenalter untersucht.<br />
Und in einer systematischen Verknüpfung <strong>der</strong> kognitivistischen Entwicklungspsychologie<br />
(PIAGET) mit <strong>der</strong> Sozialpsychologie des symbolischen Interaktionismus<br />
(G. H. MEAD; vgl. hierzu auch den Beitrag von Tippelt in diesem<br />
Band) * und <strong>der</strong> analytischen Ich-Psychologie (auf FREUD zurückgehend)<br />
wurden Probleme <strong>der</strong> Identitätsbildung bis in die Adoleszenz und im Übergang<br />
zum Erwachsenenalter beschrieben (DÖBERT/ HABERMAS/NUNNER-<br />
WINKLER, 1977; darin z. B. auch KOHLBERGs Untersuchung über Zusammenhänge<br />
<strong>der</strong> Moralentwicklung in Kindheit und Erwachsenenalter; vgl. in<br />
diesem Zusammenhang ERIKSON, 1976; GOFFMAN 1975; KRAPPMANN,<br />
1975). Für RIEGEL und SKOWRONEK ist jedoch die Entwicklungstheorie<br />
PlAGETs nicht dynamisch genug, weil sie dem Gleichgewichtsmodell verhaftet<br />
bleibt. Sie for<strong>der</strong>n eine „dialektische“ Orientierung, was nicht nur heißt, „die<br />
intra-individuellen Entwicklungsprozesse ausreichend offen und relativ zu<br />
* vgl. Quellenverzeichnis<br />
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