Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
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Hauptaufgabe <strong>der</strong> praktischen Bildungsarbeit – ist theoretisch und empirisch<br />
von <strong>der</strong> Wissenschaft <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> stark vernachlässigt worden.<br />
Es lassen sich allenfalls Theorieelemente benennen, die für diese Ebene didaktischen<br />
Handelns relevant sind. Zu denken ist z.B. an die industriesoziologische<br />
Qualifikationsforschung, die die Lernanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />
untersucht (vgl. M. Baethge 1979, 459 ff.). Allerdings können aus diesen Qualifikationsuntersuchungen<br />
nur mit Vorbehalten Konsequenzen für die Programmplanung<br />
einer Bildungseinrichtung gezogen werden. Eine an<strong>der</strong>e „Nachbardisziplin“,<br />
die theoretisch und empirisch für die Programmplanung relevant ist,<br />
ist die Motivationspsychologie (vgl. C. Karl 1979, 308 ff.). Allerdings ist es bisher<br />
kaum gelungen, diese Motivationstheorien für die Praxis <strong>der</strong> Programmplanung<br />
nutzbar zu machen. Eine Hauptschwierigkeit besteht darin, daß bei <strong>der</strong><br />
Programmplanung Lerninhalte ausgewählt werden, während die meisten<br />
Motivationstheorien eher inhaltsneutral sind.<br />
Anregend könnten sich diejenigen sozialisationstheoretischen Arbeiten auf die<br />
Programmplanung auswirken, die sich um eine Lebenswelt- und Lebenslaufforschung<br />
bemühen. In den letzten Jahren hat sich die sozialwissenschaftliche<br />
Forschung verstärkt für den „subjektiven Faktor“, die Allttagstheorien,<br />
Identitätskrisen, Schaltstellen und Deutungsmuster des Erwachsenen in unserer<br />
Gesellschaft interessiert (vgl. W. Runkel 1976; H. Griese 1979; L. v. Wer<strong>der</strong><br />
1980). Solche Untersuchungen können eine Zielgruppenorientierung <strong>der</strong> Programmplanung<br />
verstärken, wie sie vielfach gefor<strong>der</strong>t wird. Wenn die evangelische<br />
<strong>Erwachsenenbildung</strong> in Nie<strong>der</strong>sachsen die „Schaltstellen des Lebens“<br />
als Schwerpunktthema ihres Bildungsangebots festgelegt hat, so ist hier eine<br />
direkte Verbindung zur sozialisationstheoretischen Diskussion erkennbar.<br />
Neuerdings gibt es Versuche, kommerzielle Marketing-Strategien und -Instrumente<br />
auf die Programmplanung <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> zu übertragen, um<br />
Angebote und Nachfrage effektiver zu koordinieren. „Marketing ist eine soziale<br />
Beeinflussungstechnologie für Anbieter von Leistungen mit dem Ziel, auf<br />
einem Markt Nachfrage auf diese Leistungen hinzulenken“ (Sarges/Haeberlin<br />
1980, 7). Gleichzeitig wird versucht, den Bildungsbedarf mit Hilfe dieser<br />
Verfahrensweisen systematischer als bisher zu ermitteln.<br />
Keine dieser Wissenschaftsdisziplinen vermag einen theoretischen Rahmen<br />
zu liefern, mit dessen Hilfe die Programmplanung in ihrer Vielschichtigkeit zu<br />
erklären und zu innovieren wäre. Anfang <strong>der</strong> 70er Jahre hat man sich von <strong>der</strong><br />
Curriculumtheorie eine solche Systematisierung und Begründung <strong>der</strong> Programmplanung<br />
erhofft. Saul Robinsohn (1967) empfahl eine umfassende Lehrplanreform<br />
des gesamten Schulwesens. Er betonte die Verwendungsorientierung<br />
und den Qualifizierungswert <strong>der</strong> Lerninhalte: Zunächst sollten alle Lebensbereiche<br />
des Menschen didaktisch erforscht werden, um notwendige Qualifikationen<br />
zu entdecken, auf die die Auswahl <strong>der</strong> Lernziele und Lerninhalte<br />
bezogen sein sollte. Ich habe dementsprechend eine Curriculumstrategie zur<br />
Programmplanung in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> vorgeschlagen (H. Siebert 1974,<br />
81). Nach diesem Verlaufsschema sollten zunächst die theoretischen Voran-<br />
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