Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
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Wilhelm Ma<strong>der</strong><br />
Der Beitrag <strong>der</strong> Sozialwissenschaften für eine<br />
Didaktik <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
In einem bissigen Buch mit dem Titel „Die Hexenmeister <strong>der</strong> Sozialwissenschaften“<br />
(Social Sciences as Sorcery) fragt <strong>der</strong> englische Soziologe Stanislav<br />
Andreski: „Welches Gebiet in Amerika arbeitet am wenigsten effizient? Und<br />
welches beschäftigt die meisten Psychologen und Soziologen?“ Die schlichte<br />
Antwort lautet: „Die Erziehung. Und auf welchem Gebiet hat die Qualität<br />
des Produkts am schnellsten nachgelassen? Und wo ist die Zahl <strong>der</strong> Psychologen<br />
und Soziologen am raschesten gestiegen? Wie<strong>der</strong>um: In <strong>der</strong> Erziehung.“<br />
(2,24) * Und <strong>der</strong> Schluß Andreskis: „Die Annahme ist daher nicht so weit hergeholt,<br />
daß <strong>der</strong> Qualitätsverlust <strong>der</strong> Erziehung irgend etwas mit <strong>der</strong> Expansion<br />
<strong>der</strong> Sozialwissenschaften zu tun haben mag, natürlich nicht aufgrund einer<br />
logischen Notwendigkeit, son<strong>der</strong>n entsprechend dem Charakter, den diese<br />
Fächer angenommen haben.“ (2,25)<br />
Auch im Bereich institutionalisierter Bildung von Erwachsenen werden sozialwissenschaftliche<br />
Wissensbestände ständig und selbstverständlich herangezogen,<br />
um Fragen <strong>der</strong> Bildung von Erwachsenen und des Lehrens und Lernens<br />
mit ihnen besser beantworten zu können. Da nun das Lehren und Lernen<br />
unter unterrichtlichen Bedingungen den Didaktiker interessiert, läßt sich<br />
die provozierende Annahme Andreskis in eine Frage umän<strong>der</strong>n: Welchen<br />
Charakter haben Sozialwissenschaften in didaktischen Konzepten <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
angenommen? Wie sind ihre Wissensbestände aufgenommen<br />
und verarbeitet worden? Der Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist so die<br />
didaktische Reflexion, um in ihr sozialwissenschaftliche Beiträge aufzusuchen<br />
und die Art ihrer Verwendung an wenigen Beispielen zu rekonstruieren.<br />
Zur Verständigung schlage ich vorab einen Begriff von Didaktik vor, dessen<br />
Inhalt eine Theorie <strong>der</strong> Analyse von Lernsituationen und eine Theorie <strong>der</strong> Intervention<br />
in diesen Lernsituationen ist und dessen Umfang auf Unterrichtssituationen,<br />
also auf institutionalisierte und organisierte <strong>Erwachsenenbildung</strong>smaßnahmen,<br />
eingegrenzt bleibt. So gefaßt läßt <strong>der</strong> Begriff durchaus in <strong>der</strong><br />
Ausführung unterschiedliche und gegensätzliche Theorien <strong>der</strong> Analyse und<br />
Interventionen zu, grenzt aber den Gegenstandsbereich pragmatisch ein auf<br />
unterrichtliche Handlungssysteme, in denen gelehrt und gelernt werden soll.<br />
(Vgl. 13 und 14) Eine Verständigung darüber, was <strong>der</strong> Objektbereich, die<br />
Methode und Theorie von Sozialwissenschaften sei im Sinne eines einheitlichen<br />
wissenschaftlichen Zugriffs auf Erscheinungen staatlichen und gesell-<br />
* Die erste Zahl bei Literaturangaben bezieht sich auf die am Ende des Beitrags abgedruckte<br />
Liste.<br />
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