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Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

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che Erfahrungen wie und wohin erweitert, welche Bedürfnisse artikuliert und<br />

welche Interessen wahrgenommen werden sollen. Die Zielfrage muß in den<br />

Horizont <strong>der</strong>er gestellt werden, die mit ihren Folgen zu leben haben. Als Modell<br />

bietet sich <strong>der</strong> praktische Diskurs an; er ist das Fundament allen pädagogischen<br />

Handelns. Fundament meint nicht, daß <strong>der</strong> Diskurs außerhalb des<br />

Geschehens als absolutes Wahrheitskriterium dienen könnte, son<strong>der</strong>n vielmehr,<br />

daß hinter ihn nicht mehr zurückgegangen werden kann; die Bedeutung<br />

des Diskurses für die Lösung praktischer Fragen kann nicht an<strong>der</strong>s als<br />

mit den Mitteln des Diskurses selber geklärt werden.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Kategorie Lebenszusammenhang heißt das: Ziele<br />

müssen vom Lebenszusammenhang <strong>der</strong> Betroffenen ausgehen und in diesen<br />

zurückführen; sie können nicht von außen gesetzt, als verbindlich erklärt werden,<br />

son<strong>der</strong>n müssen bei den tatsächlichen Erfahrungen <strong>der</strong> Teilnehmer ansetzen<br />

und so weitergetrieben werden, daß sich die Teilnehmer darin selbst wie<strong>der</strong>erkennen<br />

können. Damit dieses Ziel überhaupt erreicht werden kann, muß <strong>der</strong><br />

Inhalt des Lernprozesses <strong>der</strong> Lebenszusammenhang selbst sein. Für die<br />

Curriculumkonstruktion heißt das:<br />

• Erstens wird <strong>der</strong> Lebenszusammenhang dadurch zum Gegenstand des<br />

Lernens, daß die am Lernprozeß Beteiligten gemeinsam versuchen, ihren<br />

Lebenszusammenhang in <strong>der</strong> Bedingungsanalyse zu rekonstruieren und<br />

damit dem Lernen verfügbar zu machen. Damit wird die Bedingungsanalyse<br />

selbst Teil des Lernprozesses.<br />

• Zweitens richtet sich Lernen nicht vornehmlich auf das bloße Anhäufen von<br />

Wissen, son<strong>der</strong>n auf die Bewältigung von Erfahrungsbereichen, samt <strong>der</strong>en<br />

Blockierungen. Für unterschiedliche Zielgruppen werden diese unterschiedlich<br />

strukturiert sein, so daß erst mit <strong>der</strong> Rekonstruktion des Lebenszusammenhanges<br />

Aufklärung über diese möglich ist. Die Erfahrungsbereiche<br />

sind also nicht nur Kriterium für die Auswahl vorher bestimmter Inhalte<br />

und Methoden, son<strong>der</strong>n führen zu <strong>der</strong>en Konstruktion.<br />

• Drittens darf dieser Ansatz nicht darüber hinwegtäuschen, daß zwischen<br />

Leben und Lernen ein Unterschied besteht, sowohl auf Grund <strong>der</strong> objektiven<br />

Organisation dieser Bereiche als auch auf Grund <strong>der</strong> subjektiven Verarbeitungsformen.<br />

Wohl aber beansprucht dieser Ansatz, durch die Thematisierung<br />

dieser Trennung Lernen wie<strong>der</strong> in den „Lebens“zusammenhang<br />

einzubeziehen. Die Trennung von Leben und Lernen ist vor allem im schulischen<br />

Lernen kritisiert worden; sie bezeichnet aber ein generelles Problem<br />

des Verhältnisses von organisiertem zu unorganisiertem Lernen. Zwar<br />

kann diese Trennung prinzipiell nicht überwunden werden, doch ist es<br />

möglich, daß Lernen zur Organisation noch unorganisierter Erfahrungen<br />

beiträgt. Dazu ist es auch notwendig, daß an<strong>der</strong>e Bestimmungsgrößen des<br />

Curriculum, z. B. die Wissenschaften, in den Lebenszusammenhang einbezogen<br />

werden. Erst wenn sich ihre Funktion vor <strong>der</strong> Lebenspraxis <strong>der</strong><br />

Teilnehmer ausweist, kann ihre Aufnahme in das Curriculum legitimiert<br />

werden.

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