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Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

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nen-Verhalten, keine Zeit mehr haben für die Wechselfälle des menschlichen<br />

Lebens wie Krankheit, Geburtstag, Trauer, Besuch, Geburt, Erfolgserlebnis,<br />

Feier u.a.m. Gleichzeitig wird die Sinnlosigkeit vieler Arbeits- und Tätigkeitsmerkmale,<br />

die an Maschinen abgegeben wurden, erfahren. Die abstrakte Arbeit<br />

und die entfremdeten Lebensvollzüge setzen das Konzept einer abstrakten<br />

Zeit durch – daher sind Lebensaltersrhythmen, Jahreszeitrhythmen und biologische<br />

Zeitzyklen verdrängt, scheinbar unwichtig, nicht mehr elementar und<br />

konstitutiv für Arbeit und Leben geworden. Diese Rhythmen und Zyklen sind<br />

allerdings existent. Und was bedeutet es für uns Menschen? Welche Folgen<br />

und Beschädigungen erwachsen aus dieser Verdrängung für unseren Umgang<br />

mit uns selbst, mit an<strong>der</strong>en, für unsere soziale Kommunikation?<br />

Künstliche Nachbarschaften durch raum- und zeitunabhängige Telekommunikation,<br />

künstliche Erfahrungswelten durch elektronische Unterhaltungsmedien,<br />

<strong>der</strong> Verlust von Autonomie, unmittelbarer Überschaubarkeit, von Sinnlichkeit<br />

und Kreatürlichkeit sind Merkmale für die Verletzung von sozialer Vernunft.<br />

Die wirtschafts- und bildungspolitisch forcierte „Qualifizierungsoffensive“<br />

in den Bildungsbereichen stützt sich auf die berufliche Fort- und Weiterbildung<br />

(und Ausbildung). Dies ist eine Ebene <strong>der</strong> Anpassung des Menschen<br />

an den neuen Qualifikationsbedarf in <strong>der</strong> Informationsgesellschaft. Die an<strong>der</strong>e<br />

Ebene <strong>der</strong> Anpassung des Menschen an die gesellschaftlichen Entwicklungen<br />

ist in <strong>der</strong> „Qualifizierungsoffensive“ sträflich vernachlässigt und unterentwickelt:<br />

die <strong>der</strong> sozialen und kommunikativen Identitäts- und Bewußtseinsbildung,<br />

die <strong>der</strong> freien Meinungsbildung und des umfassenden Verantwortungsbewußtseins<br />

für die Pflege und Bewahrung unserer natürlichen Lebensräume<br />

und unserer natürlichen menschlichen Lebenseigenschaften sowie des Orientierungs-<br />

und Entscheidungsvermögens. Zwar verschafft <strong>der</strong> rasche Zugriff<br />

auf Informationen in <strong>der</strong> vorhandenen Datenflut eine schnellere informationelle<br />

Orientierung, doch was bedeutet dieser rein instrumentelle Orientierungs- und<br />

Entscheidungszugriff für das Individuum? Gerade durch die Undurchschaubarkeit<br />

<strong>der</strong> Vernetzung und Verdatung immer weiterer Bereiche entsteht die Ohnmacht<br />

des Individuums gegenüber dem totalitären Charakter des Techno-<br />

Systems – und damit auch gegenüber dem politischen und gesellschaftlichen<br />

System. Diese politisch erfahrene Ohnmacht löst die Suche nach (extrem-)<br />

politischen und religiösen Nischen aus: eine Bewegung, die totalitäre Strukturen<br />

weiter verfestigt und keine gesellschaftlich produktive und konstruktive<br />

Funktion besitzt. Dies ist an<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Alternativ-, Ökound<br />

Friedensbewegungen, die konkrete politische Alternativen entwickelt haben.<br />

So einseitig, wie berufliche Qualifizierung mit „Bildung“ gleichgesetzt und nicht<br />

nach dem Stellenwert menschlicher Eigenschaften und politischer Mündigkeit<br />

gefragt wird, so einseitig sind auch häufig die vielerorts entwickelten Bildungskonzeptionen<br />

und -modelle. Vor dem Hintergrund unserer gefährdeten Lebens-<br />

Zukunft ist allerdings ein vielseitiges (auf <strong>der</strong> strukturell-politischen Ebene),<br />

ein plurales (auf <strong>der</strong> institutionell-organisatorischen Ebene) und ein breitgefächert-interdisziplinäres<br />

(auf <strong>der</strong> konzeptionell-inhaltlichen Ebene) Bildungs-

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