Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
130<br />
Johannes Weinberg<br />
<strong>Didaktische</strong> Reduktion und Rekonstruktion<br />
Die in <strong>der</strong> Überschrift verwendete Terminologie bedarf <strong>der</strong> Erläuterung. Mit<br />
didaktischer Reduktion ist <strong>der</strong> Vorgang gemeint, <strong>der</strong> darin besteht, daß aus<br />
einer großen Menge von Sachverhalten die für das Lehren und Lernen benötigten<br />
Sachverhalte ausgewählt werden. Mit didaktischer Rekonstruktion ist<br />
<strong>der</strong> Vorgang gemeint, <strong>der</strong> darin besteht, daß die ausgewählten Sachverhalte<br />
lehr- und lerngerecht geordnet werden. Beide Tätigkeiten, die didaktische<br />
Reduktion und die didaktische Rekonstruktion gehören in den Bereich <strong>der</strong><br />
Planung und Vorbereitung von Unterricht.<br />
Immer wenn gelehrt und gelernt wird, ist dem eine Arbeitsphase voraufgegangen,<br />
in <strong>der</strong> die Inhalte und Ziele des Unterrichts ausgewählt und auf das Lernen<br />
hin arrangiert worden sind. Allerdings geschieht das Auswählen und Arrangieren<br />
<strong>der</strong> Inhalte und Ziele nicht in jedem Fall und ausschließlich durch den<br />
einzelnen Lehrer. Wenn <strong>der</strong> Unterricht anhand eines Lehrbuchs erfolgt, dann<br />
haben <strong>der</strong> Lehrbuchautor und <strong>der</strong> Lehrbuchhersteller dem Lehrer die Vorbereitungsarbeit<br />
des Auswählens und Arrangierens weitgehend abgenommen.<br />
Handelt es sich um einen Unterricht, <strong>der</strong> ohne Lehrbuch erfolgt, dann gibt es<br />
doch zumindest Rahmenrichtlinien, die als verbindlich gelten. Die Unterrichtsvorbereitung<br />
bewegt sich in diesem Fall im Rahmen <strong>der</strong> in den Richtlinien zum<br />
Ausdruck kommenden Vorentscheidungen über die Auswahl <strong>der</strong> Inhalte und<br />
die Reihenfolge ihrer Behandlung im Laufe eines Schuljahres o<strong>der</strong> Lehrabschnitts.<br />
Ohne didaktische Reduktion und Rekonstruktion, so läßt sich festhalten, sind<br />
organisiertes Lehren und Lernen nicht denkbar. Allerdings handelt es sich um<br />
einen Vorgang, <strong>der</strong> nur auf die unmittelbare Unterrichtsvorbereitung bezogen<br />
ist. Vielmehr handelt es sich bei dem, was unter didaktischer Reduktion und<br />
Rekonstruktion verstanden wird, um einen weitläufigen, für die Lehrenden und<br />
Lernenden nur schwer durchschaubaren Prozeß. An ihm ist eine Vielzahl von<br />
Personen und Institutionen beteiligt. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Bei <strong>der</strong> didaktischen<br />
Reduktion und Rekonstruktion handelt es sich um einen Vorgang, <strong>der</strong> nicht<br />
auf pädagogische Tätigkeiten im unmittelbar unterrichtsbezogenen Sinne<br />
beschränkt ist. Vielmehr sind damit Zusammenhänge angesprochen, die über<br />
den Horizont <strong>der</strong> Schulstube hinausreichen. Die Thematik <strong>der</strong> Auswahl und<br />
des Arrangements <strong>der</strong> für das Lehren und Lernen bestimmten Inhalte und Ziele<br />
muß daher sowohl im Hinblick auf die Binnenstruktur des Unterrichts als auch<br />
im Hinblick auf dessen gesellschaftliche Bedingungsstruktur entfaltet werden.<br />
Das soll im folgenden versucht werden.<br />
Allerdings soll die Problematik nicht in bezug auf die Tätigkeit von Lehrern<br />
in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendschule behandelt werden, son<strong>der</strong>n im Hinblick auf