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Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

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Ausnahmen die interdisziplinäre Komplexität unserer Alltagsprobleme. Deshalb<br />

kann das Programm <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> nicht ohne weiteres den<br />

Wissenschaftskanon wi<strong>der</strong>spiegeln. Aber unsere Lebensprobleme sind auch<br />

nicht identisch mit Lerninhalten. Probleme, die mit Wohnverhältnissen, Depressionen,<br />

Sozialkontakten, Existenzängsten, Krankheiten u.ä. zusammenhängen,<br />

lassen sich kaum in Veranstaltungen organisierter <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

lernend bewältigen. Wer unmittelbar von einer Identitätskrise betroffen<br />

ist, wird meist nicht zu distanzierten, rationalen Lernprozessen in <strong>der</strong> Lage<br />

sein. In einem Kurs <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> kann man nur zu einem geringen<br />

Teil leben lernen. Was aber in einer solchen organisierten Kurzzeitpädagogik<br />

lernbar ist und was nicht, wie sich die „offiziellen“ Lernziele zu dem<br />

„heimlichen Lehrplan“ verhalten, ist weithin ungeklärt (vgl. Y. Kejcz u.a. 1979b).<br />

Auch die Lernbedürfnisse und Lebenswelten <strong>der</strong> Erwachsenen müssen genauer,<br />

und zwar mit didaktischer Fragestellung untersucht werden. Zwar gibt<br />

es statistische Unterlagen, aus denen hervorgeht, wie sich die Teilnehmergruppen<br />

auf die Themengebiete verteilen. Aber für welche Lerninhalte interessieren<br />

sich die Nicht-Teilnehmer? Bei entsprechenden direkten Befragungen<br />

werden meist nur die üblichen, als sozial erwünscht geltenden Themen<br />

genannt. Immer wie<strong>der</strong> stellt man fest, daß aktuelle politische Themen (Energiekrise,<br />

Iran, Arbeitslosigkeit …) als Seminarthemen <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

wenig Anklang finden. Vielleicht ist ein mittlerer Grad an Betroffenheit durch<br />

ein Thema notwendig, um als Impuls für eine Teilnahme an entsprechenden<br />

Veranstaltungen zu wirken? Lerninteresse ist sicherlich nicht identisch mit<br />

Teilnehmerinteresse (vgl. Angebotsplanung). *<br />

Seit einiger Zeit werden wie<strong>der</strong> verstärkt Ansätze und Ergebnisse einer Lebenslaufforschung<br />

diskutiert, wobei die Fehler älterer Phasenmodelle nicht<br />

wie<strong>der</strong>holt werden dürfen. Immerhin lassen sich typische Lebenssituationen<br />

und „Erlebnismarken“ in den Biographien Erwachsener feststellen. „<strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

stellt sich konsequent als Möglichkeit dar, den Lebensvollzug<br />

zu bereichern. Die Themen verlagern sich schwerpunktmäßig von einem pragmatisch-instrumentellen,<br />

beruflich-nützlichen Anwendungsbereich über das Feld<br />

<strong>der</strong> Selbststeigerung, Vervollkommnung <strong>der</strong> eigenen Persönlichkeit und Erlebnisbereicherung<br />

zur Problematik <strong>der</strong> Sinnfindung des Lebens und schließlich<br />

auch das Arrangement mit den letzten Sinnfragen des Lebens in <strong>der</strong> Nähe<br />

des unausweichlichen Endes“ (R. Dieterich 1980, 116).<br />

Die Motivationsforschung zur Weiterbildung ist zwar umfangreich, war aber<br />

bisher für die Programmplanung wenig ergiebig. Dies hängt sicherlich mit <strong>der</strong><br />

relativen Inhaltsneutralität dieser Untersuchungen zusammen. Erforscht werden<br />

allgemeine Motivstrukturen und die Entstehungsprozesse von Motiven, kaum<br />

aber die Gegenstände <strong>der</strong> Motivation (vgl. P. Schenk 1980). Die psychologische<br />

Motivationsforschung muß daher durch eine didaktische Interessenforschung<br />

ergänzt werden. Dazu müssen die herkömmlichen standardisierten<br />

* vgl. Quellenverzeichnis

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