Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
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werden: „Angesichts ... <strong>der</strong> Versuche des Staatsapparats, durch eine verschärfte<br />
Selektion diese ,Abiturienten- bzw. Schülerhalde‘ abzubauen, wird <strong>der</strong> Weiterbildungsbereich<br />
zunehmend zu einem flexiblen Qualifizierungsbereich, <strong>der</strong><br />
den Anfor<strong>der</strong>ungen des Arbeitsmarktes bzw. des ökonomischen Systems<br />
wesentlich besser entspricht“ (F. Großmann u.a. 1979, 153). Zwar soll hier<br />
keine erneute starre Trennung von Weiterbildungs- und Beschäftigungssystem<br />
o<strong>der</strong> gar eine Renaissance scheinbar zweckfreier Bildung o<strong>der</strong> pädagogischer<br />
Provinzen propagiert werden. Aber die <strong>Erwachsenenbildung</strong> benötigt für ihre<br />
Programmplanung eine eigenständige Legitimation und sollte versuchen, sich<br />
nicht gutgläubig für Staats-, Verbands- o<strong>der</strong> sonstige Interessen funktionalisieren<br />
zu lassen. „Die Identität <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> liegt in ihrer – paradox<br />
formuliert – Identitätslosigkeit. Ihre häufig, fast allzu häufig geäußerten<br />
Schwierigkeiten <strong>der</strong> Selbstdefinition sind Ausdruck eines hohen Defizits an<br />
Selbstlegitimation. Die <strong>Erwachsenenbildung</strong> ist auf Legitimationsimport wie<br />
wenige an<strong>der</strong>e Bereiche <strong>der</strong> Gesellschaft angewiesen. Das macht sie zu einem<br />
beson<strong>der</strong>s sensiblen o<strong>der</strong> auch – wenn man will – fungiblen Instrument<br />
gesellschaftlicher Entwicklungen“ (Lühr/Schuller 1977, 227).<br />
Um auf unser Faktorenmodell zurückzukommen: Selbstverständlich läßt sich<br />
das beste Programm ohne finanzielle Zuschüsse, Räumlichkeiten und geeignete<br />
Lehrkräfte nicht verwirklichen. Dies sind zwar Realisierungsbedingungen, aber<br />
keine normativen Kriterien. Pädagogisch begründete Kriterien und Maßgaben<br />
müssen dafür ausschlaggebend bleiben, ob eine Bildungsaufgabe übernommen<br />
wird o<strong>der</strong> nicht.<br />
4 Praxis <strong>der</strong> Programmplanung<br />
Die Praxis <strong>der</strong> Programmplanung erfolgt in einem Spannungsfeld divergieren<strong>der</strong><br />
Tendenzen und Intentionen. Einige dieser Alternativen seien kurz und zugespitzt<br />
angesprochen:<br />
4.1 Quantität versus Qualität<br />
Die Weiterbildungspolitik <strong>der</strong> 60er und 70er Jahre, vor allem aber auch die<br />
Gesetzgebung, beabsichtigte eine quantitative Expansion. Angesichts <strong>der</strong><br />
unzureichenden Versorgung mit Bildungsangeboten und <strong>der</strong> geringen Bildungsbeteiligung<br />
vieler Schichten war ein solcher Ausbau auch vorrangig. Zwar nahm<br />
zugleich die Zahl <strong>der</strong> hauptberuflichen pädagogischen Mitarbeiter zu. Dennoch<br />
hatten und haben die meisten von ihnen so viele Bildungsmaßnahmen<br />
zu organisieren, daß für eine intensive pädagogische Planung und Betreuung<br />
oft nur wenig Zeit verbleibt. So empfiehlt <strong>der</strong> nordrhein-westfälische Gesetzgeber<br />
1974 erstmals, daß ein pädagogischer Mitarbeiter nicht mehr als<br />
2400 Unterrichtsstunden zu verantworten habe. Auch viele Einrichtungen sind