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Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

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Befragungen, bei denen <strong>der</strong> Forscher oft bestimmte Antworten induziert, um<br />

qualitative, interpretative Forschungsmethoden, z. B. durch die Analyse von<br />

Biographien, erweitert werden.<br />

Diese Interessenforschung sollte prognostisch ausgerichtet sein und künftige<br />

Bildungsanfor<strong>der</strong>ungen antizipieren. Bisher hat die <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

mit ihrer Programmplanung eher auf einen vorhandenen Bedarf reagiert und<br />

weniger auf neue Probleme hingewiesen. Es erscheint aber denkbar, aus<br />

demographischen und wirtschaftlichen Prognosen auch Rückschlüsse auf<br />

Programmschwerpunkte zu ziehen. So haben das höhere Durchschnittsalter<br />

unserer Bevölkerung und die steigende durchschnittliche Lebenserwartung nicht<br />

nur eine wachsende Bedeutung <strong>der</strong> Seniorenbildung, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Gesundheits-<br />

und Ernährungsprobleme zur Folge. Da die Arbeitslosigkeit vermutlich<br />

in Zukunft kaum abnehmen wird, bleibt die Bildung Arbeitsloser eine<br />

Daueraufgabe, aber mit einer Arbeitszeitverkürzung wächst auch <strong>der</strong> Bedarf<br />

an musisch-kultureller Freizeitbildung. Auch ausländische Jugendliche sind<br />

eine Problemgruppe, für die Weiterbildung immer wichtiger wird. Ferner könnte<br />

das verbesserte Schulbildungsniveau <strong>der</strong> jüngeren Generation zu höheren<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Weiterbildungsangebote führen.<br />

Diese Bildungsforschung muß jedoch theoretisch fundiert sein. So ist zu überprüfen,<br />

ob die herkömmlichen Begriffe und Klassifizierungen unsere Bildungswirklichkeit<br />

noch angemessen bezeichnen. Ist die Unterscheidung von beruflicher<br />

und allgemeiner Bildung noch brauchbar, wenn allgemeine Qualifikationen<br />

wie logisches Denken, Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit für berufliches<br />

Handeln zunehmend wichtiger werden als traditionelle fachliche Kenntnisse?<br />

Wie aussagekräftig ist <strong>der</strong> Begriff politische Bildung, wenn er auch die<br />

Vermittlung regulativen, ideologischen Wissens in <strong>der</strong> Managementschulung<br />

einschließt?<br />

Wenig erforscht sind auch die Entscheidungsprozesse bei <strong>der</strong> Programmplanung.<br />

Vielleicht verlaufen diese Prozesse so zufällig, situations- und personabhängig,<br />

daß kaum generalisierbare Aussagen möglich sind. Wenn aber die<br />

Programmplanung öffentlicher Einrichtungen ein Kommunikations- und Partizipationsprozeß<br />

aller Betroffenen sein soll, so ist eine Transparenz <strong>der</strong> Entscheidungsvorgänge<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Die erwachsenenpädagogische Forschung<br />

könnte einen Beitrag zur Demokratisierung <strong>der</strong> Programmplanung leisten.<br />

In diesem Zusammenhang sind auch die Handlungstheorien <strong>der</strong> für die Programmplanung<br />

verantwortlichen Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> von Interesse.<br />

Z.Z. führt die Pädagogische Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul-Verbandes<br />

entsprechende Untersuchungen durch (vgl. Gieseke/Tietgens/<br />

Venth 1979). Von den Handlungstheorien dieser Pädagogen hängt es nicht<br />

zuletzt ab, ob restriktive Rahmenbedingungen als Sachzwänge wi<strong>der</strong>standslos<br />

akzeptiert werden o<strong>der</strong> ob begründete Zielsetzungen unter Ausnutzung aller<br />

Möglichkeiten realisiert werden. Zur Praxis <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> gehören<br />

nicht nur die vorfindlichen Gegebenheiten, son<strong>der</strong>n auch die noch ungenutzten<br />

Möglichkeiten. „Es kommt darauf an, die Wirklichkeit selbst als Möglichkeit

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