Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
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lationen, kundgetaner Deutungen o<strong>der</strong> sozialen Handelns nicht hinlänglich<br />
rekonstruieren. Denn, so stellen U. OEVERMANN u. a. fest: „Die Struktur <strong>der</strong><br />
konkreten sozialisatorischen Interaktion konstituiert sich relativ unabhängig<br />
von den Motiven, Dispositionen und Intentionen <strong>der</strong> beteiligten Personen als<br />
objektive Struktur sozialer Differenzierung und als objektive Struktur eines<br />
latenten Sinnzusammenhangs. Die latente Sinnstruktur <strong>der</strong> sozialisatorischen<br />
Interaktion deckt sich nur zum Teil mit den innerpsychischen Repräsentationen<br />
des sozialen Geschehens im Bewußtsein <strong>der</strong> beteiligten Subjekte<br />
(OEVERMANN u. a. 1976, S. 274).<br />
Ziel und Aufgabe des Verfahrens <strong>der</strong> objektiven Hermeneutik ist die verstehende<br />
Rekonstruktion und Explikation dieser latenten Sinnstrukturen, die sich<br />
gewissermaßen hinter dem Rücken <strong>der</strong> interagierenden Subjekte als Bewußtseinsstrukturen<br />
realisieren. Diesem Ansatz ist eine Konzeption des Subjekts<br />
eigen, die dieses auf ein „dynamisches Medium <strong>der</strong> Aktualisierung objektiver<br />
sozialer Sinnstrukturen“ (OEVERMANN u. a. 1976, S. 284) reduziert. Soziale<br />
Deutungsmuster können aus protokollierten Interaktionen o<strong>der</strong> narrativen<br />
Sequenzen im Wege einer hermeneutischen Auslegung erschlossen werden.<br />
Soziale Realität kann als auslegungsfähiger Text angesehen werden (vgl. BUDE<br />
1982, S. 136; GARZ u. a. 1983, S. 127; SOEFFNER 1979). Obgleich das<br />
Verfahren <strong>der</strong> interpretativ-verstehenden Erhellung latenter Sinnstrukturen bzw.<br />
Iatenter Deutungsmuster hier nicht en détail dargestellt werden kann, ist doch<br />
zumindest auf die unter Validitätsgesichtspunkten problematische Strategie<br />
<strong>der</strong> „extensiven Sinnauslegung“ im Sinne einer Ausschöpfung aller Textlesarten<br />
hinzuweisen. Hiermit ist die durch mehrere Interpreten und über mehrere<br />
Lesedurchgänge erfolgende Sinnauslegung gemeint, wobei protokollierte<br />
Äußerungen als von den Intentionen <strong>der</strong> Handelnden losgelöste soziale Produkte<br />
angesehen werden, <strong>der</strong>en objektiver Sinn demzufolge nicht durch Rekurs<br />
auf Bestätigung durch Angaben <strong>der</strong> beteiligten Personen „verifiziert“ werden<br />
kann (OEVERMANN u.a. 1976, S. 275), was gleichwohl nicht die Möglichkeit<br />
eines selbstreflexiven Lernens im Sinne einer „zunehmenden subjektiv-intentionalen<br />
Realisierung von ,Lesarten‘ <strong>der</strong> latenten Sinnstrukturen von Interaktionen“<br />
(OEVERMANN u.a. 1976, S. 286) ausschließt. Letztlich bleiben jedoch<br />
die Rationalitätsstandards einer solchen diskursiven Geltungsbegründung sowie<br />
die Formalisierung des Rekonstruktions- und Verstehensprozesses vage.<br />
4 Spezifischer Erkenntnisgewinn und methodologische Bezüge von<br />
Deutungsmusteranalysen<br />
Abschließend werden wir uns <strong>der</strong> Frage nach dem spezifischen Erkenntnisgewinn<br />
von Deutungsmusteranalysen zuwenden und uns sodann auf zwei<br />
zentrale methodologische Problempunkte qualitativer Deutungsmusteranalysen<br />
konzentrieren: das Entscheidungsdilemma zwischen Reliabilität und Validität<br />
(4.1) und das Problem <strong>der</strong> Geltungsbegründung von Interpretationen (4.2).