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Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

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politischer Interessenvertretung zu unterscheiden. Ziel aller Bildungsveranstaltungen<br />

sind Erkenntnis, Einsicht in – sit venia verbo – Wahrheit, die Diskussion<br />

zwischen Verschiedendenkenden (Tietgens), nicht dagegen Positionsbehauptungen<br />

und die Durchsetzung von Ansichten. Zur Wahrheitsfindung<br />

gehört es, sich offen und vorurteilslos mit solchen Interpretationen und Theorien<br />

vertraut zu machen, die man bisher eher abgewertet hat. So muß bei <strong>der</strong><br />

Themenformulierung und Dozentenauswahl sichergestellt werden, daß die<br />

Teilnehmer verschiedene Sichtweisen kennenlernen können. In diesem Sinne<br />

muß eine Objektivität <strong>der</strong> Bildungsarbeit gewährleistet sein.<br />

Eine solche Mehrdimensionalität schließt eine Parteinahme für Wahrheit,<br />

Vernunft, Demokratie, Gerechtigkeit und Humanität nicht aus, son<strong>der</strong>n ein.<br />

Zu einer solchen Parteinahme auch für die Benachteiligten und für eine Demokratisierung<br />

unserer Gesellschaft ist die <strong>Erwachsenenbildung</strong> verpflichtet,<br />

denn: „Wer in dieser bestehenden Gesellschaft nicht Partei nimmt, nimmt Partei<br />

für das Bestehende ... Auch ... die Nichtparteinahme ist eine Parteinahme,<br />

freilich eine verschleierte“ (P. v. Oertzen 1977, 167). Auch wenn Erkenntnis<br />

und Interesse untrennbar miteinan<strong>der</strong> verbunden sind, darf eine solche Parteinahme<br />

nicht solche Theorien ignorieren o<strong>der</strong> verzerren, die den eigenen<br />

Standpunkt infrage stellen.<br />

Bei <strong>der</strong> Programmplanung sollten beson<strong>der</strong>e Anstrengungen zur Bildung benachteiligter<br />

Randgruppen unternommen werden. Auch sollte die <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

Mängel und ungelöste Probleme unserer Gesellschaft zur Diskussion<br />

stellen. Es dürfen keine Denkverbote dadurch aufgebaut werden, daß unbequeme<br />

Erklärungsmuster ausgeblendet werden und nicht zur Sprache kommen.<br />

Auch in dieser Beziehung hat <strong>Erwachsenenbildung</strong> die Aufgabe, einem<br />

Konformismus gegenzusteuern.<br />

5 Theoretische und empirische Aspekte<br />

Zur Erklärung und Analyse <strong>der</strong> Programmplanung erscheinen Theoreme und<br />

Kategorien <strong>der</strong> Systemtheorie brauchbar, da diese Theorie am ehesten institutionelle<br />

Strukturen und Abhängigkeiten erfaßt:<br />

<strong>Erwachsenenbildung</strong> erfolgte früher informell und integriert in Großfamilien<br />

und in die Arbeitswelt, sie ist aber seit Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts immer<br />

mehr vergesellschaftet, institutionalisiert und als eigenes Subsystem etabliert<br />

worden. Dabei neigte die <strong>Erwachsenenbildung</strong> in den 20er Jahren und nach<br />

1945 dazu, ihre Systemgrenzen zu überschätzen und ihre Eigenständigkeit<br />

und Autonomie überzubewerten. Mit <strong>der</strong> zunehmenden internen, funktionalen<br />

Differenzierung innerhalb <strong>der</strong> Bildungseinrichtungen ist die Programmplanung<br />

zu einer professionellen Aufgabe von Experten geworden. Bei dieser<br />

Programmplanung wird Komplexität dadurch reduziert, daß aus <strong>der</strong> Fülle<br />

möglicher Themen einige wichtige Lerninhalte ausgewählt werden. Gleichzeitig<br />

werden mit diesem Themenangebot den Adressaten Probleme und Lernauf-

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