Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
143<br />
den sowohl von den in <strong>der</strong> Alltagspraxis individuell wahrgenommenen und gehandhabten<br />
Sachverhalten als auch von den hochkomplexen gesamtgesellschaftlichen<br />
Interdependenzen. Man könnte das die objektiven Bedingungen<br />
<strong>der</strong> individuellen Alltagserfahrungen nennen. Gemessen an dem, was an gesamtgesellschaftlicher<br />
sozialer Komplexität zur Zeit bereits rational darstellbar<br />
ist, handelt es sich zweifellos um die Ebene geringerer Komplexität und<br />
geringerer rationaler empirischer Differenziertheit. An<strong>der</strong>erseits ist auch erkennbar,<br />
daß die darstellbare soziale Interdependenz auf dieser Ebene inhaltlich<br />
genauer und datenmäßig umfangreicher ist als auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> individuellen<br />
Erfahrungen und Erklärungen. Es handelt sich um eine mit <strong>der</strong> Alltagspraxis<br />
eng verbundene, aber mit ihr nicht identische Zwischenebene. Die Nähe<br />
dieser Ebene sozialer Bedingungsstrukturen zum individuellen Erfahrungsbereich<br />
würde es nahelegen, in diesem Rahmen stufenweise deduktiv ableitend<br />
didaktisch zu reduzieren. Dagegen spricht jedoch einiges.<br />
Die Hierarchie des Vorhandenseins von und <strong>der</strong> Verfügbarkeit über soziale<br />
Interdependenzen ist sowohl eine Folge des Handelns vieler Individuen als<br />
auch Bedingungsstruktur für individuelles Handeln. Die didaktische Reduktion<br />
von oben nach unten würde bedeuten, daß diese wechselseitige Beeinflussung<br />
unterschlagen wird. Demgegenüber wäre die didaktische Reduktion<br />
aus <strong>der</strong> Dialektik zwischen individuellem Lebenszusammenhang und damit<br />
unmittelbar verknüpfter Bedingungsstruktur abzuleiten. Dazu scheint es<br />
jedoch umfangreicherer empirischer Aufarbeitungen von sozialen Lernprozessen<br />
und <strong>der</strong> entsprechenden didaktischen Bemühungen zu bedürfen, als bislang<br />
bekanntgeworden sind. Der Lösung zugänglich würde das Problem <strong>der</strong> didaktischen<br />
Reduktion aber auch dann nur, wenn <strong>der</strong> pädagogische Zweck geklärt<br />
ist, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> didaktischen Bemühung verbunden ist. Folgende Zwecksetzung<br />
wird angenommen: Der individuelle Erfahrungszusammenhang enthält<br />
in sich unentfaltet und nicht ausdifferenziert äußerst vielfältige einan<strong>der</strong><br />
bedingende Sachverhalte. Zweck des Lernens ist es, das Ausmaß unaufgearbeiteter<br />
Erfahrungen in bestimmten Sozialbereichen zu verringern und die<br />
Bedingungsstrukturen <strong>der</strong> eigenen Lage zu erkennen, so daß die Fähigkeiten<br />
und das Wissen erworben werden, die es erlauben, in sozialen Zusammenhängen<br />
die Strukturen zu erkennen, zu kritisieren und zu verän<strong>der</strong>n, die<br />
die eigene Personwerdung behin<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Ausweitung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Mitbestimmung entgegenstehen (4).<br />
Im Sinne dieser Zwecksetzung und aufgrund des bis dahin Gesagten ergibt<br />
sich für die Vorgehensweise bei <strong>der</strong> didaktischen Reduktion folgendes: Gegenstand<br />
<strong>der</strong> Reduktion ist die Verknüpftheit individueller Impulse und Erfahrungen<br />
mit sozialen Bedingungsstrukturen. Diese Verknüpftheit ist wirksam<br />
sowohl im Alltagsleben als auch in den Bedingungsstrukturen des Alltagslebens.<br />
Zu bedenken ist also zweierlei: die Verknüpftheit <strong>der</strong> Ebene Alltagsleben<br />
mit <strong>der</strong> Ebene ihrer Bedingungen und die soziale Strukturiertheit je<strong>der</strong><br />
dieser Ebenen in sich. Der Didaktiker hat es demnach mit den folgenden zwei<br />
interdependenten Gegenstandsbereichen zu tun: