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Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

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den sowohl von den in <strong>der</strong> Alltagspraxis individuell wahrgenommenen und gehandhabten<br />

Sachverhalten als auch von den hochkomplexen gesamtgesellschaftlichen<br />

Interdependenzen. Man könnte das die objektiven Bedingungen<br />

<strong>der</strong> individuellen Alltagserfahrungen nennen. Gemessen an dem, was an gesamtgesellschaftlicher<br />

sozialer Komplexität zur Zeit bereits rational darstellbar<br />

ist, handelt es sich zweifellos um die Ebene geringerer Komplexität und<br />

geringerer rationaler empirischer Differenziertheit. An<strong>der</strong>erseits ist auch erkennbar,<br />

daß die darstellbare soziale Interdependenz auf dieser Ebene inhaltlich<br />

genauer und datenmäßig umfangreicher ist als auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> individuellen<br />

Erfahrungen und Erklärungen. Es handelt sich um eine mit <strong>der</strong> Alltagspraxis<br />

eng verbundene, aber mit ihr nicht identische Zwischenebene. Die Nähe<br />

dieser Ebene sozialer Bedingungsstrukturen zum individuellen Erfahrungsbereich<br />

würde es nahelegen, in diesem Rahmen stufenweise deduktiv ableitend<br />

didaktisch zu reduzieren. Dagegen spricht jedoch einiges.<br />

Die Hierarchie des Vorhandenseins von und <strong>der</strong> Verfügbarkeit über soziale<br />

Interdependenzen ist sowohl eine Folge des Handelns vieler Individuen als<br />

auch Bedingungsstruktur für individuelles Handeln. Die didaktische Reduktion<br />

von oben nach unten würde bedeuten, daß diese wechselseitige Beeinflussung<br />

unterschlagen wird. Demgegenüber wäre die didaktische Reduktion<br />

aus <strong>der</strong> Dialektik zwischen individuellem Lebenszusammenhang und damit<br />

unmittelbar verknüpfter Bedingungsstruktur abzuleiten. Dazu scheint es<br />

jedoch umfangreicherer empirischer Aufarbeitungen von sozialen Lernprozessen<br />

und <strong>der</strong> entsprechenden didaktischen Bemühungen zu bedürfen, als bislang<br />

bekanntgeworden sind. Der Lösung zugänglich würde das Problem <strong>der</strong> didaktischen<br />

Reduktion aber auch dann nur, wenn <strong>der</strong> pädagogische Zweck geklärt<br />

ist, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> didaktischen Bemühung verbunden ist. Folgende Zwecksetzung<br />

wird angenommen: Der individuelle Erfahrungszusammenhang enthält<br />

in sich unentfaltet und nicht ausdifferenziert äußerst vielfältige einan<strong>der</strong><br />

bedingende Sachverhalte. Zweck des Lernens ist es, das Ausmaß unaufgearbeiteter<br />

Erfahrungen in bestimmten Sozialbereichen zu verringern und die<br />

Bedingungsstrukturen <strong>der</strong> eigenen Lage zu erkennen, so daß die Fähigkeiten<br />

und das Wissen erworben werden, die es erlauben, in sozialen Zusammenhängen<br />

die Strukturen zu erkennen, zu kritisieren und zu verän<strong>der</strong>n, die<br />

die eigene Personwerdung behin<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Ausweitung <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Mitbestimmung entgegenstehen (4).<br />

Im Sinne dieser Zwecksetzung und aufgrund des bis dahin Gesagten ergibt<br />

sich für die Vorgehensweise bei <strong>der</strong> didaktischen Reduktion folgendes: Gegenstand<br />

<strong>der</strong> Reduktion ist die Verknüpftheit individueller Impulse und Erfahrungen<br />

mit sozialen Bedingungsstrukturen. Diese Verknüpftheit ist wirksam<br />

sowohl im Alltagsleben als auch in den Bedingungsstrukturen des Alltagslebens.<br />

Zu bedenken ist also zweierlei: die Verknüpftheit <strong>der</strong> Ebene Alltagsleben<br />

mit <strong>der</strong> Ebene ihrer Bedingungen und die soziale Strukturiertheit je<strong>der</strong><br />

dieser Ebenen in sich. Der Didaktiker hat es demnach mit den folgenden zwei<br />

interdependenten Gegenstandsbereichen zu tun:

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