Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
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erörtert. Er ist hier plaziert in Absetzung von manchem Aufsatz, <strong>der</strong> mit dem<br />
Begriff des Lebensweltbezogenen operiert. Indes ist <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Lebenswelt<br />
durch inflationären Gebrauch in einem Maße verdinglicht, daß er die Dimension<br />
nicht mehr berührt, in <strong>der</strong> sich Lernen und Bildung bewegen. Auch<br />
Lebenszusammenhang kann zuerst einmal „Milieu“ assoziieren. Deshalb will<br />
<strong>der</strong> Grundsatz, den Buschmeyer formuliert, ernst genommen werden, „daß<br />
Erfahrungen, Interessen und Bedürfnisse <strong>der</strong> am Lernprozeß Beteiligten zum<br />
Thesenbestandteil von Curriculumentwicklung gemacht werden müssen“. Es<br />
geht also nicht um Milieubezogenheit, son<strong>der</strong>n darum, wie dies erlebt worden<br />
ist und gesehen werden kann. Am günstigsten ist es dabei, wenn die am<br />
Lernprozeß Beteiligten gemeinsam versuchen, ihren Lebenszusammenhang<br />
in <strong>der</strong> Bedingungsanalyse zu rekonstruieren und damit dem Lernen verfügbar<br />
zu machen. Die Nähe zum auch viel zitierten „Erfahrungsansatz“ ist offensichtlich.<br />
In <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> ist die Neigung zur Systematisierung nicht sehr<br />
entwickelt. Dennoch kann danach gesucht werden. Deshalb ist hier <strong>der</strong> Beitrag<br />
von Manfred Bönsch „Adressatenorientierte Didaktik“ aufgenommen. Er<br />
faßt vieles von dem vorher hier Gesagten zusammen und macht es vor allem<br />
für die Handlungssituation überschaubar. Insbeson<strong>der</strong>e verdient für die<br />
Zukunft sein Hinweis auf die Beratungsaufgaben Beachtung. Im übrigen können<br />
hier noch einmal die unterschiedlichen Planungsfunktionen bewußt werden,<br />
was für die Verarbeitung an<strong>der</strong>er didaktischer Literatur und für das eigene<br />
Aufgabenverständnis hilfreich sein kann.<br />
Während die meisten <strong>der</strong> hier zusammengestellten Dokumente einer zwanzigjährigen<br />
<strong>Erwachsenenbildung</strong>sdiskussion zur Heranbildung eines historischen<br />
Bewußtseins <strong>der</strong> Profession dienen können, weist <strong>der</strong> letzte Beitrag<br />
ausdrücklich in die Zukunft. Dabei bewegt sich Christiane Rumpeltes-Westmüller<br />
keineswegs in den üblichen Projektionen des Besorgten und des Illusionären.<br />
Vielmehr bringt sie manches aktuell Vernachlässigte zur Sprache<br />
und stellt querliegende Fragen, die zu Überlegungen anregen sollen, wie sie<br />
künftig didaktisch zu bearbeiten sind, und zwar sowohl makro- als auch mikrodidaktisch.<br />
Das heißt zum einen, die über Jahrzehnte geführte Integrationsdebatte<br />
erhält eine neue Perspektive, es verlangt zum an<strong>der</strong>en aber auch,<br />
auf dialogischem Wege eine „bildungsökologische Offensive“ zu entfalten. Wenn<br />
im ersten Text des ersten Bandes <strong>Erwachsenenbildung</strong> rückblickend im Spannungsverhältnis<br />
zwischen Aufklärung und Romantik dargestellt wird, so klingt<br />
es im letzten Text des Bandes in den Formulierungen von Christiane Rumpeltes-Westmüller<br />
in neuer Variante wie<strong>der</strong> an, wenn sie sagt: „Der Weg zu<br />
dem klassischen Sinn des Aufklärungsansatzes und <strong>der</strong> Weg hin zu einer dialogisch<br />
partnerschaftlichen Grundhaltung ist angezeigt“. Es will dies nicht nur<br />
als eine generelle Erklärung zum Selbstverständnis von <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
begriffen werden, son<strong>der</strong>n als ein Hinweis auf Möglichkeiten eines konkreten<br />
Interaktionsverhaltens in Lehr-Lern-Prozessen.<br />
Hans Tietgens<br />
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