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Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

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Eine diametrale Position, nämlich die Dominanz des Bildungssystems gegenüber<br />

dem Beschäftigungssystem, verfochten mit gesellschaftspolitischen<br />

Begründungen die Vertreter einer „Bildung als Bürgerrecht“, die Chancengleichheit<br />

über Bildungsprozesse initiieren wollten (13). Bei diesem sog. „social<br />

demand approach“, nach dem sich das Bildungssystem vom Beschäftigungssystem<br />

abzukoppeln habe bzw. letzteres aktiv beeinflussen solle, ergeben sich<br />

bereitzustellende Bildungskapazitäten durch Schätzung <strong>der</strong> künftigen Bevölkerungsentwicklung,<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Bildungsbeteiligung verschiedener Altersgruppen,<br />

<strong>der</strong> Übergangsquoten zwischen verschiedenen Bildungsbereichen<br />

usw.<br />

Die Argumente zu diesen beiden Positionen sind, abgesehen von dem Hauptstreitpunkt,<br />

ob dem Beschäftigungs- o<strong>der</strong> Bildungssektor letztlich die Priorität<br />

zukommen soll, vielfältigster Natur (14). Ein herausragendes Problem des<br />

„manpower requirement approach“ liegt darin, daß gegenwärtig und auch auf<br />

absehbare Zeit keinerlei hinreichend genaue Prognosemethoden existieren,<br />

um Richtung und Intensität des technischen Fortschritts und damit des<br />

wirtschaftlichen Wandels abzuschätzen zu können. Damit stehen Qualifikationsvoraussagen<br />

auf tönernen Füßen. Für den „social demand approach“<br />

wie<strong>der</strong>um stellt sich vor allem die Frage, wie Ungleichgewichte zwischen Bildungs-<br />

und Beschäftigungssystem aufgelöst werden sollen, sofern ersteres<br />

zu „Überschußproduktionen“ führt. Für beide Ansätze ist also grundsätzlich<br />

mit Divergenzen zwischen Bildungs- und Beschäftigungsbereich zu rechnen.<br />

Letztlich erfolgt aber über den Arbeitsmarkt, wenngleich nicht ohne Friktionen,<br />

ex post ständig eine „Synchronisation“ zwischen beiden Sektoren, ein<br />

Phänomen, das Gegenstand <strong>der</strong> sog. „Flexibilitätsforschung“ ist, und hieraus<br />

ergab sich für Mertens, als Arbeitsmarktforscher, <strong>der</strong> entscheidende Ansatzpunkt<br />

für Schlüsselqualifikationen (15). Im Rahmen dieser „Flexibilität“ untersucht<br />

man beispielsweise als „Mobilität“, welche unterschiedlichen Arbeitsplätze<br />

ein bestimmter Beruf abdecken kann, als „Substitution“ wird interpretiert und<br />

analysiert, inwieweit ein bestimmter Arbeitsplatz durch verschiedene Berufe<br />

abgedeckt werden kann, und <strong>der</strong> Suche nach „Absorptionseffekten“ liegt die<br />

Frage zugrunde, ob und wie sich bestimmte Berufe bzw. Qualifikationen selbst<br />

eine Nachfrage im Beschäftigungssystem schaffen. Alle drei Symptome weisen<br />

demnach auf die Existenz berufsübergreifen<strong>der</strong> Qualifikationen hin.<br />

Wenn sich also einerseits wegen bestehen<strong>der</strong> Prognosedefizite keine konkreten<br />

Qualifikationserfor<strong>der</strong>nisse als Orientierungshilfe für die Bildungsplanung<br />

ausmachen lassen, an<strong>der</strong>erseits aber Divergenzen zwischen Bildungsund<br />

Beschäftigungssystem über eine Größe „Mobilität“ auflösen, schien es<br />

sinnvoll, im Bildungsprozeß den Akzent auf Elemente zu legen, die diese positiv<br />

beeinflussen, eben Schlüsselqualifikationen.

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