Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...
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102<br />
lebensnäher ist als die Schule früherer Zeiten, so sind doch viele Erwachsene<br />
„schulgeschädigt“. Negative Schulerinnerungen sind für sie eine Weiterbildungsbarriere.<br />
Gleichzeitig erwarten viele Teilnehmer auch in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
einen Lehrstil, wie sie ihn aus <strong>der</strong> Schulzeit gewohnt sind. Diese<br />
Lernerwartungen und Lerngewohnheiten können nicht ohne weiteres zugunsten<br />
einer scheinbar progressiven Methodik ignoriert werden. An<strong>der</strong>erseits muß<br />
schon durch das Veranstaltungsprogramm signalisiert werden, daß <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
etwas an<strong>der</strong>es als „Schulbankdrücken“ ist. Zwar ist <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />
fast immer „Anschlußlernen“, aber nicht unbedingt Fortsetzung <strong>der</strong><br />
Verschulung. Diese „Diskontinuität“ sollte deutlich werden bei den Veranstaltungsthemen<br />
und -inhalten, die auf die Lebenswelt und die Probleme <strong>der</strong><br />
Adressaten verweisen. Ebenso wichtig ist <strong>der</strong> Lernort, <strong>der</strong> möglichst nicht eine<br />
„kindgemäße“ Schule sein sollte. Auch bei abschlußbezogenen Lehrgängen<br />
sollten konkurrenzför<strong>der</strong>nde Selektionsrituale <strong>der</strong> Schule vermieden werden.<br />
Lipsmeier hat dieses Problem <strong>der</strong> Kontinuität für die berufliche Bildung untersucht<br />
und gelangt zu dem Ergebnis: „Angesichts <strong>der</strong> von den Jugendlichen<br />
in <strong>der</strong> beruflichen Erstausbildung vorab durchlaufenen schulischen und familiären<br />
Sozialisation und <strong>der</strong> während <strong>der</strong> Berufsausbildung vermutlich wirksamen<br />
Sozialisation kann eine Sozialisationskontinuität für die Weiterbildung<br />
allgemein nicht, schon gar nicht für die berufliche Weiterbildung wünschbar<br />
sein“ (A. Lipsmeier 1977, 729).<br />
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich halte eine weitere Institutionalisierung<br />
<strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> für wünschenswert, da nur personell, finanziell<br />
und organisatorisch gut ausgestattete Einrichtungen auf Dauer Angebote<br />
gerade auch für benachteiligte Zielgruppen machen können. Wünschenswert<br />
sind aber makro- und mikrodidaktische Alternativen zur Schule. Um solche<br />
Alternativen zu entwickeln und zu erproben, sind mehr professionalisierte Mitarbeiter<br />
<strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> erfor<strong>der</strong>lich (vgl. Pädagogenqualifikation). *<br />
4.6 Ausgewogenheit versus Parteinahme<br />
Insbeson<strong>der</strong>e für öffentlich-rechtliche Bildungseinrichtungen wie die Volkshochschule<br />
ist das Prinzip <strong>der</strong> Ausgewogenheit des Programms von beson<strong>der</strong>er<br />
Bedeutung. In <strong>der</strong> Bildungspraxis wird diese Ausgewogenheit meist nach<br />
parteipolitischem Proporz bemessen. Ausgewogenheit ist kein primär didaktisches<br />
Prinzip. Zu einem Thema können nicht alle möglichen Theorien „ausgewogen“<br />
herangezogen werden, als ob sie alle gleich richtig und relevant<br />
wären. Zu for<strong>der</strong>n ist jedoch, daß wichtige Positionen und Themen nicht aus<br />
taktischen und opportunistischen Gründen unberücksichtigt bleiben, daß die<br />
Dozenten nach ihrer Qualifikation und nicht nach ihrer Parteizugehörigkeit<br />
ausgewählt werden. Wichtig ist aber auch, zwischen kritischem Lernen und<br />
* vgl. Quellenverzeichnis