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Didaktische Dimensionen der Erwachsenenbildung - Deutsches ...

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Sicher ist es vernünftig, Fragen nach Verbesserungsmöglichkeiten des Lernerfolgs<br />

mit Hilfe wissenschaftlicher Instrumente zu beantworten. Doch wer sagt<br />

– ebenfalls mit wissenschaftlichen Mitteln – etwas über die pathogenen <strong>Dimensionen</strong><br />

<strong>der</strong> Lernorganisation und des Lernerfolgs in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong>?<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Schule beginnt man Beratung und Therapie zu institutionalisieren,<br />

weil die pathologischen Erscheinungen <strong>der</strong> Schule und in <strong>der</strong><br />

Schule nicht mehr zu übersehen sind. Im weniger kontrollierten und kontrollierbaren<br />

Bereich <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> rekurriert man auf die Autonomie<br />

des Erwachsenen und unterstellt eine gesunde Autonomie. Wer mit dem Lernzwang<br />

und <strong>der</strong> Lernorganisation nicht zurecht kommt, kann auf Hilfe im Lernsystem<br />

<strong>der</strong> Weiterbildung selbst nicht hoffen. Der Didaktiker muß so neue,<br />

bisher durch Sozialwissenschaften kaum bearbeitete Fragen entwickeln und<br />

in die <strong>Erwachsenenbildung</strong> einbeziehen. Es fehlen beispielsweise medizinische<br />

und psychologische Wissensbestände über die psychophysischen Belastungen,<br />

die am „Arbeitsplatz Weiterbildung“ entstehen und die einschließlich<br />

psychosomatischer Auswirkungen Kriterien zur Lernorganisation abgeben. Es<br />

fehlen Untersuchungen über die Persönlichkeitsanteile, die jemanden bewegen,<br />

in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> aktiv zu werden und die durch <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

befriedigt werden wollen.<br />

Lernen selbst gehört so unmittelbar zu den grundlegenden Legitimationsfiguren<br />

unseres gesellschaftlichen Lebens (wer sich dem Lernen entzieht, ist schnell<br />

stigmatisiert und asozial), daß das Identitätshin<strong>der</strong>nde, das Persönlichkeitshemmende,<br />

das Pathogene in <strong>der</strong> Lernorganisation kaum wahrgenommen wird.<br />

Eine Pathologie <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong> ist noch nicht geschrieben. Doch<br />

zeigen Einzelfälle, wie zerstörend Lernen auch in <strong>der</strong> <strong>Erwachsenenbildung</strong><br />

sein kann.<br />

Eine Didaktik, in <strong>der</strong>en Mittelpunkt lebendig atmende und verletzbare Menschen<br />

(und nicht vor allem Lernziele, Inhalte und Verfahren) stehen, wird nach<br />

sozialwissenschaftlichen Wissensbeständen suchen, die das Pathogene entdecken<br />

und vermin<strong>der</strong>n helfen in <strong>der</strong> Hoffnung, daß erwachsene Lerner dann<br />

ihre Didaktik selber machen.<br />

Literatur<br />

1 Aebli, H.: Psychologische Didaktik. Stuttgart 41970. 2 Andreski, St.: Die Hexenmeister <strong>der</strong> Sozialwissenschaften. München 1974.<br />

3 Bönsch, M.: Grundzüge einer materialistischen Didaktik, in: Neue Unterrichtspraxis<br />

6, 1974, 347–357.<br />

4 Brandenburg, A.: Der Lernerfolg im Erwachsenenalter. Göttingen 1974.<br />

5 Cube, F. v.: Kybernetische Didaktik als Instrument politischer Bildung, in: Materialien<br />

zur politischen Bildung 4, 1973, 29–38.

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