Walter Johannes Steins
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I.<br />
ist, nicht hervorgebracht. Während also für die gewöhnliche<br />
Erkenntnis die W a h r n e h m u n g s hälfte der Wirklichkeit<br />
das bloß Gegebene und die D e n k hälfte das nicht bloß Gegebene<br />
ist, ist im Obersinnlichen die Wahrnehmungshälfte<br />
das nicht bloß Gegebene, sondern aktiv Hervorgebrachte –<br />
nämlich die durch Denktätigkeit gebildeten Gedanken –, und<br />
die sie ergänzende Hälfte, der I n h a l t der Gedanken, ein<br />
bloß Gegebenes. Im Übersinnlichen ist daher das Wahrnehmen<br />
ein nicht bloß Gegebenes, d.h. a k t i v . Als Ausgangspunkt<br />
für eine Erkenntnistheorie des Übersinnlichen ergibt<br />
sich daher nicht das Auftreten eines nicht bloß Gegebenen<br />
innerhalb des Gegebenen, sondern vielmehr müssen wir innerhalb<br />
des nicht bloß Gegebenen ein bloß Gegebenes suchen.<br />
Wo also finden wir innerhalb des nicht bloß Gegebenen,<br />
d.h. innerhalb der Denktätigkeit ein bloß Gegebenes?<br />
Offenbar im I n h a l t des Denkens.<br />
Es erfüllt sich mein Denken, das ganz auf meiner eigenen<br />
Tätigkeit beruht und von mir deshalb im gewöhnlichen<br />
Bewußtsein in seiner wahren Wesenheit nicht mit erlebt werden,<br />
sondern nur nachträglich, aber seiner übersinnlichen<br />
Lebendigkeit entkleidet, erinnert werden kann, es erfüllt sich<br />
dieses mein Denken mit einem Inhalt, der ganz auf sich<br />
selbst beruht.<br />
[103] Nehmen wir nun ein Wesen an, welches ein so geartetes<br />
Bewußtsein entwickelt hätte, wie es in seiner keimhaften<br />
Veranlagung im menschlichen Denken vorliegt, so<br />
ergibt sich für ein solches Wesen das Folgende.<br />
Dasselbe hat nicht wie ein Mensch Denken und Wahrnehmen.<br />
also nicht bloß Gegebenes und bloß Gegebenes nebeneinander,<br />
sondern es kann immer nur entweder das bloß<br />
Gegebene oder das nicht bloß Gegebene erleben. Es würde<br />
also dieses Wesen nicht wie der Mensch unabhängig voneinander<br />
ein Erleben einer Außenwelt und daneben eine Erleben<br />
einer Innenwelt haben, sondern in abwechselnden Zuständen<br />
entweder das eine, oder das andere. Es entspräche<br />
der menschlichen Wahrnehmung das nicht bloß Gegebene,<br />
wegen der Umkehrung, die eintritt beim Übergang von einem<br />
sinnlichen in das übersinnliche Bewußtsein, die ja bewirkt,<br />
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