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Walter Johannes Steins

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das [50] Empfangene wieder zurück. Warum erfühle ich<br />

mich in dem Stoffe, sobald er Stoff m e i n e s Leibes geworden<br />

ist, warum bin ich fühllos, sobald er es nicht mehr ist?<br />

Überall entzieht sich dem gewöhnlichen Bewußtsein, wie<br />

das wahre Ich ein Äußeres zu einem Inneren macht, wie ein<br />

Inneres wieder veräußert wird. Wir stehen, wenn es geschehen<br />

ist, vor der vollendeten Tatsache. Wie sie sich aber vollzieht,<br />

das durchschaut das gewöhnliche Bewußtsein nicht.<br />

Aber eines wissen wir doch. Das wahre Ich zeigt sich als<br />

ein Wesen, welches schöpferisch tätig ist und dessen schöpferische<br />

Tätigkeit darin besteht, Erlebnisse, die von außen<br />

zuströmen, in das eigene Wesen aufzunehmen und so umzuarbeiten,<br />

daß sie sich mit dem Ich so innig verbinden, daß<br />

sie sein innerstes Wesen ausmachen. Wo sich diese Verbindung<br />

aber als eine bloß vorübergehende erweist, wie dies in<br />

den Lebensvorgängen der Fall ist, kann demnach das Ich<br />

noch nicht mit seinem tiefsten Wesen an der Arbeit sein. Es<br />

erweist sich dieses tiefste Wesen des Ich als ein durch und<br />

durch Werdendes, als der vollendete Gegensatz des Gedächtnisses.<br />

Dieses bewahrt die Eindrücke der Welt als das,<br />

was sie sind, starr ohne Werden. Das Ich aber bildet sie um,<br />

formt sie um, macht das von der Außenwelt Empfangene<br />

zum wesentlichen Teil des eigenen Wesens.<br />

Was haben wir eigentlich für eine Vorstellung vom Ich?<br />

Wir denken das Ich als eine reine Tätigkeit ohne alle Substanz,<br />

ohne allen Inhalt. Inhalt bekommt das Ich, indem es<br />

im fort laufenden Weltprozeß die Außenwelt zu seinem eigenen<br />

Inhalt macht. Die Außenwelt und das Ich sind gar nicht<br />

zwei unüberbrückbare Gegensätze. Der Inhalt des Ich, das,<br />

was das Ich ist, ist einfach ein Umwandlungsprodukt der<br />

Außenwelt, gleichgültig, ob diese Außenwelt als Erlebnis der<br />

Sinne, als Ideengehalt der Welt, oder als Stoff an das Ich herantritt.<br />

Es formt sich durch diesen Umwandlungsprozeß<br />

das Ich seinen Inhalt, den es als mannigfaltige Hüllen an<br />

sich trägt 61 ). Es selbst in seiner [51] tiefsten Wesenheit ist<br />

61 Vgl. zur Konkretisierung dieses Gedankens: W. J. Stein, «Rudolf Steiner<br />

als Philosoph und Theosoph», S. 72, 1921.<br />

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