Walter Johannes Steins
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Denkers [68] aus der Weltharmonie hervorgeht, wir werden<br />
zu begreifen suchen und nicht aburteilen und sogleich als<br />
Irrtum ansehen, was mit der eigenen Auffassung nicht übereinstimmt<br />
87 ).» 1916 hat Steiner diesen Gedanken weitergeführt<br />
in seinem Buch «Vom Menschenrätsel». Er sagt dort:<br />
«Nur dadurch, daß man versucht, zu erkennen, inwiefern die<br />
Wirklichkeit selbst in ihrem Verhältnis zum Menschen durch<br />
verschiedene Vorstellungsarten sich offenbart, ringt man<br />
sich auch zu einem begründeten Urteile hindurch über dasjenige,<br />
was aus dem Wesen des die Welt beobachtenden<br />
Denkers stammt. Man durchschaut, wie des einen Denkers<br />
Wesenheit mehr nach dem einen, die des andern mehr nach<br />
dem anderen Verhältnis der außermenschlichen (objektiven)<br />
Wirklichkeit zum Menschen hindrängt. Man sieht zunächst<br />
die scharf ausgeprägte persönliche Denkungsrichtung einer<br />
Persönlichkeit. Man ist versucht, zu glauben, deren Weltanschauung<br />
sei deshalb auch nur eine persönliche (subjektive)<br />
Vorstellungsart, weil man bemerkt, wie sie ihre Grundlagen<br />
in der persönlichen Denkrichtung hat. Erkennt man aber,<br />
wie diese persönliche Denkrichtung gerade bewirkt, daß der<br />
Denker sich auf einen bestimmten Gesichtspunkt stellt,<br />
durch den sich die außermenschliche (objektive) Wirklichkeit<br />
in ein besonderes Verhältnis zu ihm stellen kann, so entwindet<br />
man sich der Verwirrung, in die man durch den Anblick<br />
der verschiedenen Weltanschauungen gebracht werden<br />
kann 88 ).»<br />
Wie Rudolf Steiner den Kampf gegen das Vorurteil, daß<br />
die Besonderung das P r i m ä r e und das Allgemeine, Synthetische<br />
das S e k u n d ä r e ist, wie er diesen Kampf auf dem<br />
Gebiete der Philosophie geführt hat, das haben wir gezeigt.<br />
Denn wir haben dargelegt, wie Steiner in der Welt der Begriffe<br />
die zerstückelte Vernunftwelt sieht, welche das ideelle Eine<br />
ist, aus welchem die einzelnen Denker, jeder in seiner<br />
Art, den einzelnen Begriff herausschneiden. Aber nicht nur<br />
die einzelnen Begriffe sind, in ihrer Gesamtheit, die vom<br />
87 Goethes Werke, Bd. XXXIV, S. XXXI.<br />
88 R. Steiner, «Vom Menschenrätsel», S. 18, 19<br />
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