Walter Johannes Steins
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ten [65] in verborgener Weise schon zugrunde liegt. Tatsächlich<br />
herbeigeführt wird die Einheit des Gesonderten dadurch,<br />
daß man das verbindende Element, das ja im Verborgenen<br />
schon da ist, offenbar macht. «Vor allem also sollte<br />
der Analytiker untersuchen oder vielmehr sein Augenmerk<br />
dahin richten, ob er es denn wirklich mit einer geheimnisvollen<br />
Synthese zu tun habe oder ob das, – womit er sich beschäftigt,<br />
nur eine Aggregation sei, ein Nebeneinander, ein<br />
Miteinander, oder wie das alles modifiziert werden<br />
könnte 84 ).»<br />
Berechtigt ist also nur die Synthese, welche eine verborgene<br />
Einheit, die dem Besonderen zugrunde liegt, offenbar<br />
macht. Wer gegen diese Art der erlaubten Synthese sich vergeht,<br />
der verfällt der Macht der einen Täuschungsquelle. Der<br />
anderen aber verfällt, wer «den Punkt, wo subjektiv und objektiv<br />
zusammentreffen, zwar scharf, aber nicht ganz richtig<br />
sondert». Dieses sind die beiden Quellen aller Täuschung.<br />
Ihre Bedeutung haben sie für jedes Bewußtsein, für das der<br />
Gegensatz von Subjekt und Objekt und der Gegensatz von<br />
Verborgenem und Offenbarem vorhanden ist 85 ).<br />
Rudolf Steiner hat in einer Reihe von Schriften versucht,<br />
gegen die Illusionen zu kämpfen, welche aus diesen beiden<br />
Quellen aller Täuschung in die moderne Naturwissenschaft<br />
eingeflossen sind. Zuerst hat er den Kampf in seiner 1885<br />
erschienenen Ausgabe des ersten Bandes von Goethes naturwissenschaftlichen<br />
Schriften (in Kürschners Deutscher<br />
National-Literatur) aufgenommen. Er sagt dort: «Man wird<br />
die Größe der Tat, welche Goethe vollbracht hat, am besten<br />
ermessen, wenn man bedenkt, daß der große Reformator der<br />
neueren Philosophie, Kant, jenen alten Irrtum nicht nur<br />
vollkommen teilte, sondern sogar eine wissenschaftliche Begründung<br />
dafür zu finden suchte, daß es dem menschlichen<br />
Geiste nie gelingen werde, die organischen Bildungen zu erklären.<br />
Wohl sah er die Möglichkeit eines Verstandes ein –<br />
84 Goethes Werke, Bd. XXXIV, S. 62.<br />
85 Vgl. W. J. Stein, «Rudolf Steiner als Philosoph und Theosoph», S.56,<br />
1921.<br />
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