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Walter Johannes Steins

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Stelle offenbar: im Sehprozeß. Der Sehprozeß zeigt, was<br />

sonst stets dem gewöhnlichen Bewußtsein verborgen bleibt,<br />

die Abtötung und Wiederbelebung der menschlichen Organe.<br />

Was hier merkbar wird, ist der von uns,(+B) genannte Vorgang.<br />

Er kann als ein Plusvorgang nicht unmittelbar Erlebnis<br />

des Wachbewußtseins werden, denn das Wachbewußtsein<br />

erlebt nur M i n u s - Vorgänge. Was wirklich bewußt<br />

wird, ist darum auch nicht (+B), sondern das Erlebnis (–A)<br />

wird als von (+B) modifiziert erlebt und aus der Modifikation<br />

von (–A) kann (+B) wahrgenommen werden – wie etwa eine<br />

schwarze Stelle in einem farbigen Felde. Die geltende Lehre<br />

geht von der Annahme aus, daß das Auge durch die Gelbwahrnehmung<br />

ermüdet ist und daß nach der Wahrnehmung<br />

die Summe der anderen Farben als Komplementärfarbe<br />

wirkt, für welche das Auge nicht ermüdet ist. Man betrachtet<br />

also die Komplementärfarbe als eine durch die «Stimmung 94 )»<br />

des Sehorgans modifizierte Wahrnehmung der «reagierenden<br />

95 )» Farbe.<br />

[83] Diese Auffassung ist aber eine unrichtige. N i c h t<br />

die Komplementärfarbe ist eine Modifikation<br />

der Wahrnehmung der reagierenden Farbe,<br />

sondern die Wahrnehmung der reagierenden<br />

Farbe wird modifiziert durch die vom Sehorgan<br />

e r z e u g t e K o m p l e m e n t ä r f a r b e . Dies beweisen viele<br />

Tatsachen, deren einige wir beispielshalber anführen:<br />

Auf eine dieser Tatsachen weist Helmholtz hin, indem er<br />

die Resultate vieler Versuche in die Aussage zusammenfaßt,<br />

«daß die gesättigtesten objektiven Farben, wel-<br />

94 v. Kries gebraucht statt des Ausdruckes Ermüdung lieber den Ausdruck<br />

Umstimmung» des Sehorgans, «weil er der allgemeinere ist und der theoretischen<br />

Auffassung in keiner Weise vorgreift» (in Helmholtz, Handbuch der<br />

physiologischen Optik, 3. Aufl., Bd. Il, S. 366).<br />

95 Helmholtz sagt in seiner physiologischen Optik a. a. O. Bd. 11, S. 195:<br />

«Ich werde im folgenden dasjenige Licht, welches zuerst auf die Netzhaut<br />

eingewirkt und deren Reizempfindlichkeit verändert hat, das p r i m ä r e<br />

Licht nennen, das später auf die veränderte Netzhautstelle einwirkende<br />

dagegen das r e a g i e r e n d e Licht, weil es für uns gleichsam ein Reagens<br />

ist, durch welches wir die Reizbarkeit der Netzhaut prüfen.»<br />

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