Walter Johannes Steins
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Verstande zerstückelte eine Vernunftwelt, sondern die vielen<br />
individuellen Verstandeswelten [69] sind gleichberechtigte<br />
Ausschnitte aus der e i n e n wahren Wirklichkeit. – Wie er<br />
gegen die zweite Quelle aller Täuschung den Kampf aufgenommen<br />
hat, das wollen wir kurz andeuten. Es ist ja diese<br />
zweite Quelle aller Täuschung die scharfe, aber nicht ganz<br />
richtige Sonderung von subjektiv und objektiv. Schon in der<br />
Vorrede zum dritten Bande von Goethes naturwissenschaftlichen<br />
Schriften, welcher die Farbenlehre enthält, ausführlich<br />
aber in seiner 1894 erschienenen «Philosophie der Freiheit,<br />
Grundzüge einer modernen Weltanschauung», hat Steiner<br />
zu zeigen versucht, wie der Grund vieler Irrtümer der<br />
modernen Naturwissenschaft in der ganz falschen Stellung<br />
zu suchen ist, welche die letztere der einfachen Sinnesempfindung<br />
angewiesen hat. In dem 1914 erschienenen zweiten<br />
Bande der «Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als<br />
Umriß dargestellt» ist dann insbesondere in dem Kapitel «Die<br />
Welt als Illusion» hierüber ausführlich gesprochen.<br />
Im folgenden soll nun der Versuch gemacht werden, die<br />
Wirkung der beiden Quellen aller Täuschung innerhalb der<br />
Naturwissenschaft aufzuzeigen, ihre innere Natur zu erforschen<br />
und dabei Rudolf Steiners Ansicht nicht bloß quellenmäßig<br />
festzulegen, sondern so zu entwickeln, wie sie dem<br />
Schreiber dieser Zeilen nach objektiver eigener Durcharbeitung<br />
erscheint.<br />
Man ist heute in weiten Kreisen der Meinung, daß alles,<br />
was wir in unserem gewöhnlichen Bewußtsein als Sinnesempfindung<br />
erleben, ganz und gar Produkt unserer Organisation<br />
sei und in diesem Sinne subjektiv. Objektiv hingegen<br />
sei die Reihe der mechanischen, d. h. räumlich-zeitlichen<br />
Vorgänge, welche zu dem, was unser Bewußtsein als Wirkung<br />
derselben erlebt, die Ursache bilden. Objektiv sei nicht<br />
das unmittelbar erlebnismäßig Erfaßte. sondern das «Meßbare».<br />
M o r i z S c h l i c k hat in seiner Schrift «Raum und Zeit<br />
in der gegenwärtigen Physik; zur Einführung in das Verständnis<br />
der allgemeinen Relativitätstheorie, Berlin, Verlag<br />
von Julius Springer, 1917» in typischer Weise dies so formuliert:<br />
«‹Was man messen kann, das existiert auch›. Diesen<br />
Satz P l a n c k s darf der Physiker als allgemeines [70] Krite-<br />
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