Walter Johannes Steins
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Zeit mit den wissenschaftlichen Denkermitteln, welche der<br />
Loslösung des selbstbewußten Ich von der wahren Wirklichkeit<br />
dienen 44 )». Goethe aber basiert ganz auf dieser Stufe. Er<br />
sagt: ob man sich als selbstbewußtes Ich der Natur gegenüber<br />
fremd fühlt, ob man sich in Natur, Natur in sich erlebt<br />
– das hängt nur davon ab, bis zu welcher Erkenntnisstufe<br />
man sich hinaufarbeitet:<br />
«Natur hat weder Kern noch Schale<br />
Alles ist sie mit einem Male.<br />
Dich prüfe du nur allermeist,<br />
Ob du Kern oder Schale seist.»<br />
Vom Objekt und von der Methode der<br />
Naturwissenschaft.<br />
Ehe wir nun darstellen, wie Goethe sich zur Erkenntnis<br />
der Natur stellt, müssen wir daran erinnern, daß in dieser<br />
Abhandlung überall, wo von einem scheinbar bloß abstrakten<br />
Idealismus aus ethische Betrachtungen herangezogen<br />
werden, dies nicht geschieht, um eben ethische Betrachtungen<br />
anzustellen, sondern weil diesen realen Seelenkräften,<br />
auf welche diese ethischen Betrachtungen hinweisen, eine<br />
wesentliche Rolle im Erkenntnisprozeß zufällt. Darauf ist<br />
schon auf S. 18 und 19 aufmerksam gemacht worden, wo<br />
von der Liebe die Rede war und wir weisen hier erneut [37]<br />
darauf hin, weil wir bemüht sind zu erweisen, daß auch, was<br />
als moralische Kräfte erscheint, nur eine Umformung ist<br />
primärer Seelenkräfte, die sich auf der einen Seite konstitutiv<br />
im Erkenntnisprozesse, auf der anderen Seite regulativ<br />
im moralischen Impulse zeigen.<br />
Das Objekt einer Wissenschaft geht derselben völlig voran.<br />
Es ist das, womit die Wissenschaft ihr Werk beginnt, was<br />
ihren Ausgangspunkt darstellt (nämlich der Sache nach,<br />
nicht etwa der historischen Entwickelung nach), den sie<br />
nicht hervorbringt, sondern vorfindet. Es ist das, was zu-<br />
44 R. Steiner, «Die Rätsel der Philosophie», Bd. 11, S. 234.<br />
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