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Walter Johannes Steins

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zweite Bewußtsein nebeneinander hätte, also nicht bloß einen<br />

Bewußtseinswechsel vollzöge, wie wir beim Erwachen,<br />

ein solcher Mensch würde nicht bloß theoretisch wissen, daß<br />

z. B. dem Denkprozeß Vorgänge im Nervensystem des Menschen<br />

entsprechen, sondern er würde denkend eben nicht<br />

bloß denken, sondern den Inhalt seiner Gedanken aus den<br />

sich abspielenden Naturprozessen ablesen. Ein solcher<br />

Mensch würde den Zusammenhang des Logischen mit dem<br />

Psychologisch-Physiologischen unmittelbar erfahrungsgemäß<br />

durchschauen.<br />

Die Selbstbeobachtung, deren das gewöhnliche Bewußtsein<br />

fähig ist, lehrt darüber nur, daß wir – wenn wir denken<br />

– ehe der Gedanke klar vor uns steht, uns anstrengen müssen,<br />

daß wir tätig sein müssen. Erst nachdem diese Tätigkeit<br />

von uns ausgeübt worden ist, steht der Gedanke klar und<br />

deutlich vor uns. Der Beobachtung der meisten Menschen<br />

entgeht aber diese vorbereitende Tätigkeit fast ganz. Ihre<br />

Aufmerksamkeit ist, während sie denken, ganz auf das gerichtet<br />

was als Gedanke aufleuchtet, sobald die vorbereitende<br />

Tätigkeit abgelaufen ist. Sie wissen nur dumpf, daß sie<br />

etwas getan haben (empfinden es vielleicht sogar als Anstrengung),<br />

was sie aber tun, indem sie die vorbereitende<br />

Tätigkeit üben, als deren Resultat der Gedanke aufleuchtet,<br />

das wissen sie nicht. Aber gerade darauf kommt es an.<br />

«Wenn der Mensch denkt, so ist sein Bewußtsein auf die Gedanken<br />

gerichtet. Er will durch die Gedanken etwas vorstellen;<br />

[25] er will im gewöhnlichen Sinne richtig denken. Man<br />

kann aber auch auf anderes seine Aufmerksamkeit richten.<br />

Man kann die Tätigkeit des Denkens als solche in das Geistesauge<br />

fassen. Man kann z. B. einen Gedanken in den Mittelpunkt<br />

des Bewußtseins rücken, der sich auf nichts Äußeres<br />

bezieht, der wie ein Sinnbild gedacht ist, bei dem man<br />

ganz unberücksichtigt läßt, daß er etwas Äußeres abbildet.<br />

Man kann nun in dem Festhalten eines solchen Gedankens<br />

verharren. Man kann sich ganz einleben nur in das innere<br />

Tun der Seele, während man so verharrt. Es kommt hierbei<br />

nicht darauf an, in Gedanken zu leben, sondern darauf, die<br />

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