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Walter Johannes Steins

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Wesentliches, eben weil es das Wesen der Dinge selbst ist.<br />

Wir haben gesehen, daß der nachträglichen Beobachtung<br />

des Denkens gegeben ist nicht der ursprüngliche Denkakt in<br />

seinem Werden als in einer Reproduktion seines unmittelbaren<br />

Wesens, sondern verändert als festgewordenes ideelles<br />

Gebilde. Er hat also im Ich einen nicht bloß erkenntnismäßig<br />

zu umspannenden, sondern einen vom Erkennen unabhängigen<br />

realen Prozeß durchgemacht. Das Resultat dieses<br />

Prozesses wird beobachtet und zeigt, daß man mit dem<br />

Denken nicht bloß in dem Subjektiven steckt, das man innerhalb<br />

des Bewußtseins vollzieht, sondern in einem objektiven<br />

Prozeß, der seiner Wesenheit nach ebenso i n d e r N a -<br />

t u r wie im menschlichen Subjekt ist. Wir leben also denkend<br />

ausgegossen in der Welt, außerhalb unseres Leiblich-<br />

Seelischen 42 ) den Weltprozeß mit, können aber dieses lebendige<br />

Hineinverwobensein in den Strom des [35] Weltgeschehens<br />

durch unser gewöhnliches Bewußtsein nicht erleben.<br />

Wir erleben auch nicht den Prozeß, welcher dies Hineinverwobensein<br />

in das Wesen des All vor uns verdeckt, sondern<br />

wir erleben bloß die letzte Phase, das subjektive Nocheinmal-Schaffen<br />

dessen, was wir erst ausgelöscht haben.<br />

«Zunächst ist das seelische Erleben des Menschen, wie<br />

es sich im Denken, Fühlen und Wollen offenbart, an die leiblichen<br />

Werkzeuge gebunden. Und es gestaltet sich so, wie es<br />

durch diese Werkzeuge bedingt ist. Wer aber meint, er sehe<br />

das w i r k l i c h e Seelenleben, wenn er die Äußerungen der<br />

Seele durch den Leib beobachtet, der ist in demselben Fehler<br />

42 E. A. Karl Stockmeyer hat diesen Gedanken in einem Artikel «Vom Gedankenkampf<br />

um die Wirklichkeit, Skizzen zur Erkenntnistheorie der Gegenwart»,<br />

Aprilheft 1917 der Halbjahrsschrift: «Das Reich», Der Kommende<br />

Tag A.-G, Verlag, Stuttgart, näher ausgeführt, er sagt dort S. 12. «Man<br />

könnte nun einwenden, daß das Ich doch nur dann als außerhalb des Körpers<br />

befindlich angesehen werden könnte, wenn es diesen von außen anschauen<br />

könnte, wie man einen anderen Menschen anschaut, wenn es also,<br />

mit anderen Worten, dem Körper begegnen könnte. In Wirklichkeit, so<br />

kann man sagen, könne das Ich sich höchstens eine solche Begegnung<br />

d e n k e n . Das ist wahr, besagt aber nur, daß eben das Ich nur insofern<br />

sich aus dem Leibe befreien kann, als es denkt, nicht aber insofern es<br />

wahrnimmt.»<br />

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