Walter Johannes Steins
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wickelung des Menschen. Ausgebildet wurde dieses Goethesche<br />
Streben durch eine Erkenntnis im Sinne Rudolf Steiners<br />
Ausführungen [63] in seinem Buch «Die Rätsel der Philosophie»,<br />
Bd. II, S. 251 f.: «Die Philosophie führt durch ihre<br />
eigenen Wege zu der Erkenntnis, daß sie von der Betrachtung<br />
zu einem E r l e b e n schreiten müsse der Welt, die sie<br />
sucht. In der Betrachtung der Welt erlebt die Seele etwas,<br />
bei dem sie nicht stehen bleiben kann, wenn sie sich nicht<br />
unaufhörlich Rätsel sein will. Es ist mit dieser Betrachtung<br />
in der Tat so, wie mit dem Samenkorn, das sich in der Pflanze<br />
entwickelt. Dasselbe kann in einer zweifachen Art seinen<br />
Weg finden, wenn es gereift ist. Es kann zur menschlichen<br />
Nahrung verwendet werden. Untersucht man es in bezug auf<br />
diese seine Verwendbarkeit, so kommen andere Gesichtspunkte<br />
in Betracht, als diejenigen sind, welche aus dem<br />
fortschreitenden Wege des Korns sich ergeben, den es<br />
macht, wenn es in den Boden versenkt, der Keim einer neuen<br />
Pflanze wird. Was der Mensch seelisch erlebt, hat in ähnlicher<br />
Art einen zweifachen Weg. Es tritt auf der einen Seite<br />
in den Dienst der Betrachtung einer äußeren Welt. Untersucht<br />
man das seelische Erleben von diesem Gesichtspunkte<br />
aus, so wird man die Weltanschauungen ausbilden, welche<br />
vor allen Dingen danach fragen: Wie dringt Erkenntnis in<br />
das Wesen der Dinge; was kann die Betrachtung der Dinge<br />
leisten? Solche Untersuchung ist zu vergleichen mit derjenigen<br />
nach dem Nahrungswert des Samenkorns. Doch kann<br />
man auch hinblicken auf das seelische Erleben, insofern<br />
dieses nicht nach außen abgelenkt wird, sondern in der Seele<br />
fortwirkend, diese von Daseinsstufe zu Daseinsstufe führt.<br />
Dann erfaßt man dieses seelische Erleben in der ihm eingepflanzten<br />
treibenden Kraft ... Man wird zu der Einsicht<br />
kommen, daß dieses der Grundimpuls des seelischen Erlebens<br />
ist. Und daß die E r k e n n t n i s sich zu diesem Grundimpuls<br />
verhält wie die Verwendung des Samenkornes als<br />
Nahrung zu dem fortschreitenden Wege dieses Kornes, der es<br />
zum Keim einer neuen Pflanze macht. Wenn man dies nicht<br />
berücksichtigt, so lebt man in der Täuschung, daß man in<br />
dem Wesen des seelischen Erlebens das Wesen des Erkennens<br />
suchen kann. Man muß dadurch in einen Irrtum ver-<br />
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