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Walter Johannes Steins

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kenden zum wirklich Denkenden macht.» Oder, um die Worte<br />

hierher zu setzen, die Brentano in jener angeführten umfangreicheren<br />

Schrift gebraucht: «Der wirkende Verstand erscheint<br />

.... als eine vor allem Denken und daher bewußtlos<br />

wirkende Kraft des geistigen Teiles unserer Seele, die, zunächst<br />

dem sensitiven Teile zugewandt, ihm den nötigen,<br />

Impuls zur Rückwirkung auf das Geistige gibt und so die<br />

wirkende Ursache unseres Denkens wird. Er ist das Licht,<br />

welches die Phantasmen erleuchtend, das Geistige im Sinnlichen<br />

für das Auge unseres Geistes erkennbar macht.» 30 )<br />

Der νουζ ποιητιχοζ, der im gewöhnlichen Bewußtsein das<br />

unbeobachtete Element ausmacht und eben dadurch das<br />

selbstbewußte Ich von der Natur trennt, der muß erlebt werden,<br />

indem das gewöhnliche Bewußtsein aus sich ein anderes,<br />

höheres , Bewußtsein als ein zweites neben dem gewöhnlichen<br />

Bewußtsein vorhandenes, heraustreibt, das sich nun<br />

nicht mehr in der eigenen Denktätigkeit darin stehend erfühlt,<br />

sondern auf diese als einen ihm äußeren Vorgang hinblickt.<br />

Dieses Bewußtsein erlebt das gewöhnliche Denken als<br />

einen Außenvorgang und erfühlt sich selbst mit seiner wahren<br />

Wesenheit in einem n e u e n Element. Von diesem neu<br />

gewonnenen Bewußtsein aus erscheint die früher unbewußt<br />

gebliebene Denktätigkeit als ein auf die eigene Leiblichkeit<br />

gerichtetes Tun, welches den Leib so präpariert, daß derselbe,<br />

sobald die Tätigkeit abgeschlossen ist, den Gedanken im<br />

[28] gewöhnlichen Bewußtsein aufleuchten läßt. Unsere Organisation<br />

zeigt uns die Welt nur von seiten des Scheins, die<br />

Sinne liefern uns bloß die Erscheinung, das Wie. Was uns so<br />

durch die Vermittlung der Sinne erscheint, das müssen wir<br />

denkend erfassen. Unsere Organisation zerreißt die einheitliche<br />

Welt in zwei Teile, ehe sie unser bewußtes Erlebnis wird.<br />

Der eine Teil steht als Sinnenwelt vor uns, der andere wird<br />

durch unsere Organisation ausgelöscht. Durch unsere eigene<br />

schöpferische Tätigkeit bringen wir nun zur Erscheinung,<br />

30 A. a. O. S. 180. Die S p r a c h e , welche vom Aufblitzen und Einleuchten<br />

eines Gedankens spricht, stellt den νουζ ποιητιχοζ unter dem Bilde eines<br />

zuckenden Blitzes vor, der die Phantasmen erleuchtet.<br />

27

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