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Walter Johannes Steins

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a b e r z u m P f e r d u n d W o l f … » Und weiter 74 ): «D i e A r t<br />

s e l b s t aber, die hier [59] gemeint ist (wir können sie auch<br />

Gattung nennen), ist das nach Goethe «nicht bloß im Gehirn,<br />

da hinter des Menschen alberner Stirn» existierende sehr<br />

Wirkliche und Wirkende, welches die materiellen Teilchen<br />

um und im Löwenleibe gerade so zusammenfaßt und zusammenhält,<br />

daß sie eben zum Löwen sich gestalten, nicht<br />

aber zum Lamm, obwohl aus denselben materiellen Teilchen<br />

bekanntlich auch das Lamm besteht, welches der Löwe mit<br />

gutem Appetit verzehrt, ohne aber durch den dabei stattfindenden<br />

Stoffwechsel je seine Löwennatur zu verlieren und<br />

allgemach zum Lamm zu werden, selbst, wenn er sein ganzes<br />

Leben lang nichts als Lämmer frißt und somit fortwährend<br />

seinen Leib aus ganz denselben Stoffteilchen regeneriert,<br />

aus denen auch das Lamm besteht. Mit dem bloßen<br />

Stoffwechsel und dem darauf basierten Kreislauf in der Natur<br />

kommen wir nicht aus; w i r b r a u c h e n z u m s t e t s<br />

wechselnden Stoff die bleibende Form.» Diese<br />

Form müssen wir als ein Tätiges, als ein Formendes, nicht<br />

als ein Geformtes denken. Dieses Formende bewirkt, daß der<br />

Sohn durch Vererbung dieselbe Form hat wie der Vater, aber<br />

nicht durch einen einmaligen Akt, sondern durch einen<br />

Form w a n d e l . Durchläuft doch ein Wesen viele unvollkommenere<br />

Formen, ehe es die Form seines unmittelbaren Vorfahren<br />

aufzeigt. Die Form ist darum ein in der Zeit Tätiges,<br />

die Gestalt nach festen Gesetzen Wandelndes und Festhaltendes.<br />

Aber es gehört zur Form noch mehr als die bloße Gestalt<br />

und die Gestaltungskraft. Es gehören zur Form die Leidenschaften<br />

und Begierden 75 ), welche das ausmachen, was<br />

für eine bestimmte Tierart ein individuell Charakteristisches<br />

ist. Denn die Tiere bloß nach ihrer Leibesgestalt zu ordnen,<br />

ist eine Einseitigkeit, man muß auch auf das sehen, wovon<br />

74 A. a. O. S. 51.<br />

75 Wir meinen mit diesen Worten alles, was in der Seele plötzlich auflodert<br />

und sobald es sich befriedigt hat, für eine Zeit verlischt, bis es wieder neu<br />

aufflammt.<br />

59

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