Walter Johannes Steins
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anders denn als Verdichtung und Verdünnung vermitteln.<br />
Die Qualität ist das Wesen, die Luftschwingung die Ers<br />
c h e i n u n g , dieses Wesens in Luft. Der Ton tritt aber auch<br />
in die Erscheinung, sobald die ihm entsprechende Luftbewegung<br />
vorhanden ist. Die Qualität wird aber durch den Bewegungsvorgang<br />
nicht erzeugt, sondern in ihm erscheint der<br />
Ton als dessen Wesen. Der Ton ist also etwas Geistiges, das<br />
sich als das, was es in Wahrheit ist, als Ton, nur in einem<br />
B e w u ß t s e i n ausleben kann. Im Medium, das bloß der<br />
Verdichtung oder Verdünnung fähig ist, kann es nicht als<br />
Ton, sondern nur als Bewegungsvorgang sich ausleben. Die<br />
Qualität Ton als Wesen verkörpert sich daher, sobald die<br />
ihm entsprechende Bewegungsform, seine Erscheinung, in<br />
der Luft auftritt. Die Tonqualität «ist an jedem Orte vorhanden<br />
vom Erreger bis zum Gehirn, aber nicht als solche, nicht<br />
expliziert, sondern so, wie es der Natur des Gegenstandes<br />
entspricht, der an jenem Orte sich befindet»... «Man hat also<br />
in den longitudinalen Schwingungen der Luft bei der Schallvermittlung<br />
... nichts anderes zu sehen, als die Art und Weise,<br />
wie die betreffenden Empfindungen in einem Medium<br />
auftreten können, das seiner Natur nach der Verdünnung<br />
und Verdichtung ... fähig ist. Die Empfindung als solche<br />
kann ich in dieser Welt nicht finden, w e i l s i e e i n f a c h<br />
n i c h t d a s e i n k a n n . In [88] jenen Vorgängen habe ich<br />
aber durchaus nicht das Objektive der Empfindungsvorgänge<br />
gegeben, sondern eine Form ihres Auftretens 102 ).» Man<br />
muß sich den Vorgang des Tönens als einen übersinnlichen<br />
Vorgang vorstellen. Was im Raume vor sich geht, während<br />
ein Ton erklingt, das können wir als Verdichtung und Verdünnung<br />
der Luft beobachten. Die Vorgänge im «Wesen» sind<br />
uns erst d a n n gegeben, wenn wir den Ton durch die Vermittlung<br />
des eigenen Organismus hören. Wir hören ja nicht<br />
mit dem Ohr allein, sondern mit der S e e l e . Nicht das Ohr<br />
hört, sondern ich höre. Und zwar höre ich mit der g a n z e n<br />
102 R. Steiner in «Goethes Werke», Bd. XXXV, S. XI-XII.<br />
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