Walter Johannes Steins
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zeß des eigenen Organismus erfolgt ist 90 ), daß der objektiv<br />
lebendige Prozeß ein Glied im Eigenleben des Organismus<br />
geworden ist. Das Resultat dieses Wehrens ist ein «Ablähmen»<br />
des Fremdlebens im Eigenleben des Organismus und<br />
ein Bewußtwerden dieses Fremdlebens auf ähnliche Weise,<br />
wie der Organismus jede Störung seines Lebensprozesses<br />
wahrnimmt 91 ).Denn der n o r m a l e Lebensprozeß verläuft<br />
u n b e w u ß t . Jede Störung läßt aber bekanntlich sonst völlig<br />
unfühlbare Organe fühlbar werden, was als Schmerz erlebt<br />
wird. Ähnlich gelangt hier die Störung ins Bewußtsein (–A).<br />
Dieses Wahrnehmen des Fremdlebens als Störung des Eigenlebens<br />
ist die Farbwahrnehmung.<br />
Aber neben diesem eben geschilderten Vorgang, welcher<br />
zwischen Wachbewußtsein und Tiefschlafbewußtsein sich<br />
abspielt, läuft ein Vorgang, welcher in der Sphäre des<br />
Traumbewußtseins merkbar wird (+B).<br />
[77] Das Traumbewußtsein ist nämlich ebenso wie das<br />
Tiefschlafbewußtsein fortwährend neben dem Wachbewußtsein<br />
vorhanden, wird aber im Wachzustand gewöhnlich von<br />
dem Selbstbewußtsein überleuchtet, wie der Sternenhimmel<br />
am Tage von der Sonne überleuchtet wird 92 ).<br />
90 Daß Pikler diesen Vorgang, den wir (–B) nennen, als das erfaßt hat, als<br />
was wir ihn darstellen, nämlich als eine Selbsterhaltung des vegetativen<br />
Lebens gegen beeinträchtigende Veränderungen, möge folgende Stelle belegen<br />
(»Das Grundgesetz alles neuro-psychischen Lebens», S. 142: «Obwohl<br />
das Auftreten einer psychischen Erscheinung das Vorhandensein des vegetativen<br />
Lebens selbstverständlich voraussetzt, betrachtet die heutige Psychologie<br />
die Vorgänge im Nervensystem infolge äußerer Reize in einer Weise,<br />
als wäre der Körper sonst ganz leblos. Sie betrachtet die Einwirkung<br />
jener Reize, welche psychische Erscheinungen hervorrufen, nicht als eine<br />
An d e r u n g in einer vorhergehenden Lebensbewegung, und dies ist die<br />
Grundursache, daß sie nicht zum richtigen Grundgesetze des psychischen<br />
Lebens – der Selbsterhaltung des vegetativen Lebens gegen beeinträchtigende<br />
Veränderungen – gelangt.» Wirklich ist diese Selbsterhaltung des<br />
vegetativen Lebens ein Grundgesetz des psychischen Lebens. Pikler aber<br />
hält sie für das Grundgesetz und darin liegt seine Einseitigkeit.<br />
91 Vgl. R. Steiner, «Von Seelenrätseln», S. 35.<br />
92 In seiner kleinen Schrift: Über den Unterschied von Traum und Wachen,<br />
eine erkenntnistheoretische Studie», Prag 1874 (Tempsky) hat Vin-<br />
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