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Walter Johannes Steins

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seines Essay, gebraucht, stammt von Aristoteles, der aber mit<br />

diesem Bilde in seiner Abhandlung über die Seele etwas ganz<br />

anderes meint wie Locke. Dieser hält eine unwahrnehmbare<br />

Außenwelt für die Ursache und die Sinnesempfindung für die<br />

Wirkung, jener aber denkt unter dem Beschriebenwerden der<br />

vorher leeren Tafel die wirkliche Anwendung einer vorher<br />

schlummernden Fähigkeit.<br />

Unsere bisherigen Betrachtungen zeigen, daß es eine<br />

fundamentale Frage ist zu wissen, wie es denn eigentlich<br />

kommt, daß das selbstbewußte Ich sich der Natur zwar entgegensetzt,<br />

diesen Gegensatz aber nicht aufrecht erhalten<br />

kann und nun von einer Unmöglichkeit in die andere flüchtet,<br />

indem entweder ein Teil der Wahrnehmungen als subjektiv<br />

und ein anderer als objektiv gilt, oder die Außenwelt ganz<br />

in das Ich verlegt wird, oder gar das Ich keinen Platz im Naturbild<br />

findet und überdies dadurch die Welt der Sinneswahrnehmung<br />

als ihrem innersten Wesen nach unwahrnehmbare<br />

Welt gedacht werden muß.<br />

Wie immer die Antworten auf unsere Frage auch ausfallen<br />

mögen, eines ist schon jetzt sicher: Was uns als selbstbewußte<br />

Wesen abtrennt von der Natur, was unsere Ich-<br />

Insel wie ein breiter unüberbrückbarer Strom umfließt, das<br />

müssen wir irgendwie überqueren. Und dazu ist es notwendig,<br />

daß wir den Strom finden, der Ich und Natur trennt.<br />

Das selbstbewußte Ich und die Leiblichkeit des<br />

Menschen.<br />

Wir wissen, daß unser Leib ein Teil der Natur ist. Aber<br />

wir sind unserer eigenen Leiblichkeit doch anders verbunden,<br />

als der übrigen Natur. Fühlen wir uns doch in ganz anderer<br />

[13] Weise den Leibesvorgängen verbunden, als den<br />

Vorgängen in der übrigen Natur 15 ). Deshalb deuten wir,<br />

15 Das gefühlsmäßige Miterleben der Naturvorgänge des sprießenden,<br />

wachsenden und gedeihenden Lebens und der Erscheinungen, die mit<br />

Verblühen, Verwelken, Absterben zusammenhängen, fehlt ja nicht ganz.<br />

Es bedarf aber schon einer gewissen Schulung, um daran mehr zu erleben,<br />

als die Naturstimmung der Frühlings- oder Herbstlandschaft. Über<br />

12<br />

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