Walter Johannes Steins
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Als was erscheint mir die Welt, welche ich durch die<br />
Sinne wahrnehme, dann, wenn ich sie vom Standpunkte eines<br />
anderen, übersinnlichen Bewußtseins aus anschaue?<br />
Als die Offenbarung der Welt, in welcher dieses übersinnliche<br />
Bewußtsein sich selbst erlebt. Das ist die Empfindung<br />
Goethes. Und deshalb erscheint ihm ein Hinausgehen über<br />
die Sinnenwelt ganz unnötig. Er empfindet das gewöhnliche<br />
Bewußtsein und die Sinnenwelt als Offenbarungen e i n e r<br />
und d e r s e l b e n dahinterliegenden übersinnlichen. Und daher<br />
müsse das gewöhnliche Bewußtsein alles in sich aufnehmen<br />
können was zur Erklärung der Sinnenwelt in Betracht<br />
kommt. In der Einleitung zu seiner Ausgabe von Goethes<br />
«Sprüche in Prosa» spricht Rudolf Steiner dies so aus:<br />
«Die Dinge sprechen zu uns und unser Inneres spricht, wenn<br />
wir die Dinge beobachten. Diese zwei Sprachen stammen aus<br />
demselben Urwesen, und der Mensch ist berufen, deren gegenseitiges<br />
Verständnis zu bewirken. Darin besteht das, was<br />
man Erkenntnis nennt. Und dies und nichts anderes sucht<br />
der, der die Bedürfnisse der menschlichen Natur versteht.<br />
Wer zu diesem Verständnisse nicht gelangt, dem bleiben die<br />
Dinge der Außenwelt fremdartig. Er hört aus seinem Innern<br />
das Wesen der Dinge nicht zu sich sprechen. Deshalb vermutet<br />
er, daß dieses Wesen hinter den Dingen verborgen sei.<br />
Er glaubt an eine Außenwelt noch hinter der Wahrnehmungswelt.<br />
Aber die Dinge sind nur so lange äußere Dinge,<br />
solange man sie bloß beobachtet. Wenn man über sie nachdenkt,<br />
hören sie auf, außer uns zu sein. Man verschmilzt mit<br />
ihrem inneren Wesen. Für den Menschen besteht nur so<br />
lange der Gegensatz von objektiver äußerer Wahrnehmung<br />
[44] und subjektiver innerer Gedankenwelt, als er die Zusammengehörigkeit<br />
dieser Welten nicht erkennt. Die<br />
menschliche Innenwelt ist das Innere der Natur 51 )».<br />
«Es ist eine Grundüberzeugung Goethes, daß die objektive<br />
Natur und die subjektive Persönlichkeit des Menschen<br />
einander entsprechen. Er steht damit auf dem Boden der al-<br />
51 Goethes Werke, Bd. XXXVI 2, S. 341.<br />
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