Walter Johannes Steins
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che existieren, die reinen Spektralfarben, im<br />
unermüdeten Auge noch nicht die gesättigteste<br />
Farbenempfindung hervorrufen, welche überh<br />
a u p t m ö g l i c h i s t , sondern daß wir diese erst erreichen,<br />
wenn wir das Auge gegen die Komplementärfarbe unempfindlich<br />
machen 96 )».<br />
Was heißt dies anders als: Wir erhalten die gesättigteste<br />
Farbenempfindung dann, wenn die subjektiv vom Auge zur<br />
Erscheinung gebrachte Farbe sich mit der reagierenden<br />
g l e i c h e n Farbe in Wechselwirkung ergänzt. Das unermüdete<br />
Auge macht eben durch das Zurerscheinungbringen der<br />
komplementären Farbe beim Anblick der primären die reagierende<br />
scheinbar ungesättigt, d. h. weißlich, weil die objektive<br />
primäre Farbe und die subjektive komplementäre Farbe<br />
sich in ihrer Wirkung durchdringen. Wegen des Realitätsunterschiedes<br />
der dem Wachbewußtsein angehörigen Empfindung<br />
der reagierenden Farbe und der bloß geträumten Komplementärfarbe<br />
entsteht als Resultat dieser Durchdringung<br />
nicht Weiß, sondern nur die Modifikation der reagierenden<br />
Farbe: die Verweißlichung derselben.<br />
Und wenn v. Kries a.a.0. S. 368 sagt: «Während ... sehr<br />
verschiedenartige theoretische Vorstellungen genügend sind,<br />
uns die Umstimmungserscheinungen in ihren Grundzügen<br />
und qualitativ verständlich zu machen, ist es bis jetzt nicht<br />
gelungen, sie in [84] ihren Details und quantitativ befriedigend<br />
theoretisch zu deuten.» So ist damit der Punkt bezeichnet,<br />
in welchem unsere Auffassung den anderen Auffassungen<br />
überlegen ist. Weil diese den Realitätsunterschied einerseits<br />
und den Umstand andererseits übersehen, daß die<br />
Kontrastfarbe schon w ä h r e n d des Anblickens der Primärfarbe<br />
da ist, von dieser aber eben wegen des Realitätsunterschiedes<br />
überleuchtet wird, geben sie nicht Einblick in<br />
die quantitativen Verhältnisse.<br />
Weiter lesen wir a. a. O. bei v. Kries, S. 367/368: «Prüft<br />
man farbenermüdete Netzhautstellen mit a n d e r s f a r b i g e n<br />
96 Handbuch der physiologischen Optik a. a. O. Bd. 11, S. 207.<br />
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