Walter Johannes Steins
Walter Johannes Steins
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dem Namen und nicht der Sache nach zur Einheit verbunden<br />
werden.<br />
Diesen Fehler begeht die moderne Naturwissenschaft<br />
überall da, wo sie sich verleiten läßt, allzuviel Vertrauen zu<br />
haben zur mathematischen Behandlung der Erscheinungen.<br />
Das Zahlgebiet ist das ganz qualitätenfreie Gebiet. Und wenn<br />
ich sage, ich habe sieben, so ist noch völlig unentschieden,<br />
ob ich sieben Äpfel oder sieben Nüsse habe. Überall, wo man<br />
eine Wissenschaft auf dem bloßen Messen aufbaut, geht einem<br />
daher das Qualitative verloren. Die Qualität geht der<br />
Naturwissenschaft aber beinahe überall verloren. So spricht<br />
sie von Bewegungsvorgängen in den kleinsten Gasteilchen,<br />
verliert aber darüber die Wärmequalität. Sie glaubt, es verwandle<br />
sich die Arbeit in Wärme. Oder die Wärme in Elektrizität.<br />
Der zahlenmäßige Zusammenhang der verschiedenen<br />
Entitäten, z. B. der Wärme, des Lichtes oder der chemischen<br />
Wirkungen liegt aber allein darin begründet, daß die Physik<br />
untersucht, was im Räumlich-Ausgedehnten vorgeht, während<br />
diese Entitäten v e r m i t t e l t werden. Nicht die Entitäten<br />
s e l b s t , sondern nur die Art, wie die Vorgänge im dreidimensionalen<br />
Raume ablaufen, während diese Entitäten<br />
v e r m i t t e l t werden, stehen in einem zahlenmäßig ausdrückbaren<br />
Zusammenhang. Die Entitäten selbst sind reine<br />
Qualitäten. Indem man dies ungenügend beachtet, verbindet<br />
man rein nominalistisch ganz verschiedene Qualitäten<br />
und sagt, es sei ein Einheitliches, das bald als Licht,<br />
bald als Wärme, bald als etwas anderes erscheine.<br />
[90] Aber wir wollten nicht eine erschöpfende Darstellung<br />
geben von der Wirksamkeit der beiden Quellen aller<br />
Täuschung auf dem Felde der modernen naturwissenschaftlichen<br />
Vorstellungsart, sondern wir wollten auf diese Quellen<br />
vorerst nur hinweisen, mit uns später über deren innere Natur<br />
ins Klare zu kommen. Positiv gewendet, enthalten die<br />
beiden Quellen aller Täuschung zwei Aussagen: Die eine sagt<br />
in ihrer positiven Wendung aus, wie das Ich seiner wahren<br />
Wesenheit nach in derselben Welt wurzelt, welche auch der<br />
Sinnenwelt zugrunde liegt; die andere behauptet die Priorität<br />
des Allgemeinen gegenüber dem Besonderen.<br />
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