Walter Johannes Steins
Walter Johannes Steins
Walter Johannes Steins
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
schaltet, was von der Seele an der Welt erlebt werden kann,<br />
geschieht es, daß sie die sinnlich wahrgenommene Welt so<br />
schildert, daß dieselbe, wäre sie wirklich so, wie die moderne<br />
naturwissenschaftliche Vorstellungsart sie vorstellt, gar<br />
nicht wahrgenommen werden könnte. Denn schaltet man<br />
wirklich alles Subjektive aus, so schaltet man damit auch<br />
die Sinneswahrnehmungen aus, die ja, jede einzeln betrachtet,<br />
Innenerlebnisse sind, obwohl alle zusammen die sinnlichwirkliche<br />
Welt zu konstituieren scheinen. Damit sieht<br />
sich die moderne naturwissenschaftliche Vorstellungsart vor<br />
Probleme gestellt, die wirklich alle ihre Wurzel in der alten<br />
Hauptfrage haben: «Wieviel unser Selbst und wieviel die Außenwelt<br />
zu unserem geistigen Dasein beitrage.»<br />
Es zeigt sich nämlich, daß das, was die moderne naturwissenschaftliche<br />
Vorstellungsart als dem Licht, dem Ton,<br />
der Wärme zugrundeliegend annimmt, weder leuchtet, noch<br />
tönt, noch wärmt: «Die Welt der naturwissenschaftlichen<br />
Vorstellungsart ist allerdings in der Wirklichkeit gewissermaßen<br />
dort, woher der Mensch seine Sinneswelt wahrnimmt,<br />
allein sie wird ohne alles das vorgestellt, wodurch sie<br />
für irgend ein Wesen wahrnehmbar sein könnte 10 )». Dies alles<br />
hat schon John Locke dumpf gefühlt. Und weil er den<br />
Konsequenzen dieser erschreckenden Tatsache entgehen<br />
wollte, hat er mitten durch die Sinneswahrnehmungen einen<br />
Strich gemacht und das, was auf der einen Seite lag, für<br />
subjektiv, was auf der anderen Seite lag, für objektiv erklärt.<br />
Dabei hat sich ihm aber das Objektive in ein gar nicht mehr<br />
Wahrgenommenes, in die unwahrnehmbare Ursache eines<br />
Wahrnehmbaren verwandelt 11 ). Berkeley hat dies mit Recht<br />
10 Vom Menschenrätsel. Denken, Schauen, Sinnen einer Reihe deutscher<br />
und österreichischer Persönlichkeiten von R. Steiner, Berlin 1916, S. 218<br />
11 In dem ersten Band der «Rätsel der Philosophie» in ihrer Geschichte als<br />
Umriß dargestellt, Berlin 1914, sagt Rudolf Steiner S. 71: «Locke fühlt sich<br />
gezwungen, anzunehmen, daß außer Gestalt und Bewegung dasjenige, was<br />
die Sinne wahrnehmen, nichts mit den Dingen selbst zu tun habe. Er<br />
macht damit den Anfang mit einer Weltanschauungsströmung, welche die<br />
Eindrücke der Außenwelt, die der Mensch erkennend erlebt, nicht als der<br />
Welt – an sich –- angehörig betrachten will.» Womit Locke den Anfang<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
9