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Walter Johannes Steins

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stände angeschaut, gedacht, theoretisch erwogen und dabei<br />

in irgendwelchen Seinsmodalitäten als Wirklichkeiten gesetzt<br />

sind, sollen wir unser theoretisches Interesse nicht auf diese<br />

Gegenstände richten, nicht sie als Wirklichkeiten setzen, so<br />

wie sie in der Intention jener Akte erscheinen oder gelten,<br />

sondern im Gegenteil eben jene Akte, die bislang gar nicht<br />

gegenständlich waren, sollen nun die Objekte der Erfassung<br />

und theoretischen Setzung werden; in neuen Anschauungs-<br />

und Denkakten sollen wir sie betrachten, sie ihrem Wesen<br />

nach analysieren, beschreiben, zu Gegenständen eines empirischen<br />

oder ideierenden Denkens machen. Das aber ist eine<br />

Denkrichtung, die den allerfestesten, von Anbeginn unserer<br />

psychischen Entwicklung sich immerfort steigernden Gewohnheiten<br />

zuwider ist.»<br />

Nun entsteht die Frage: als was zeigt sich denn unsere<br />

eigene Denktätigkeit, wenn man sie als lebendig g e g e n -<br />

wärtige erfaßt und so die Spaltung in die zwei Bewußtseine<br />

wirklich vollzieht? In welcher Beziehung stehend erscheint<br />

dann das selbstbewußte Ich zum Leibe? Die Antwort auf diese<br />

Frage hat Aristoteles in seiner Lehre vom wirkenden<br />

Verstand (νουζ ποιητιχοζ) gegeben. In dem Werk «Aristoteles<br />

und seine Weltanschauung 29 )» faßt Franz Brentano seine<br />

Anschauung, die er 1867 in seinem berühmten Werk «Die<br />

Psychologie des Aristoteles, insbesondere seine Lehre vom<br />

«νουζ ποιητιχοζ» ausführlich dargelegt hat, in die Worte: Aristoteles<br />

«nimmt an, daß vor allem Denken ein Einfluß von<br />

dem Geiste auf das sensitive Organ, in [27] welchem die<br />

Phantasmen sind, geübt werde, welcher dieses zur Rückwirkung<br />

befähige. Das und nichts andres ist die Funktion des<br />

νουζ ποιητιχοζ, aus welchem manche ein höheres denkendes<br />

Vermögen der Seele, manche sogar eine besondere einheitliche,<br />

alle Menschengeister erleuchtende höhere Intelligenz<br />

oder auch die Gottheit selber machen wollten, während der<br />

νουζ ποιητιχοζ gar nicht denkt, sondern nur durch seine zunächst<br />

auf den sinnlichen Teil gerichtete Wirksamkeit unser<br />

geistiges Denkvermögen aus einem bloß in Möglichkeit Den-<br />

29 A. a. O. S. 132.<br />

26

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