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Walter Johannes Steins

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wurden! Was haben wir aus all diesen Gaben einer unübersehbaren<br />

Vergangenheit gemacht? Sind wir dieses Aufwandes<br />

wert?<br />

Könnten wir vorschauen in die Zukunft, was würden wir<br />

da nicht alles erschauernd erblicken. Schicksalsschläge,<br />

Krankheiten, unser eigener Tod lägen furchterweckend vor<br />

uns. Und weit darüber hinaus glänzte in unerreichbaren<br />

Fernen das Bild des Menschen, wie er einst werden mag am<br />

Ende der Zeiten.<br />

Und nicht nur, daß wir den Anblick ertragen müßten –<br />

wir sollen noch «Ich» zu all dem sagen. I c h sollen wir sagen<br />

und nicht ersterben in Scham und Furcht und Hoffnungslosigkeit,<br />

je das Ende zu erreichen.<br />

Und wir sprechen das Wort nicht. Wir löschen es aus,<br />

dieses Ich und retten uns in die Beschütztheit des gewöhnlichen<br />

Bewußtseins. Wir klammern uns an den Augenblick,<br />

der uns errettet von der Ewigkeit, deren Anblick wir nicht<br />

ertragen.<br />

Sobald wir erkannt haben, daß die natürliche Entwickelung<br />

uns alles gegeben hat, was zum Verständnis der Welt<br />

nötig ist, vom Ich aber bloß die Vorstellung, sobald wir also<br />

erkannt haben, daß wir die Welt als Erscheinung vor uns<br />

haben, zu der wir denkend das Wesen finden, d e s s e n Erscheinung<br />

sie ist; nur allein beim Ich gegeben haben, was<br />

wir allem übrigen Weltinhalt gegenüber erst denkend hervorbringen:<br />

die Vorstellung; dafür aber hier fehlt, was sonst<br />

das stets Gegebene ist: die Beobachtung; sobald wir also erkannt<br />

haben, daß wir in der Ich-Vorstellung eine Vorstellung<br />

ohne den äußeren Gegenstand haben, von dem sie die Vorstellung<br />

wäre, stehen wir vor der Wahl: Entweder beim gewöhnlichen<br />

Bewußtsein stehen zu bleiben und uns zu erfassen<br />

an der Herrschaft dieser Welt, oder aber die Wege zu suchen,<br />

welche in das Reich führen, wo das Wesen selbst lebt,<br />

dessen Bild wir schauen durften. Natur zeigt uns das Bild.<br />

Den Weg aber zu seiner Wirklichkeit, den Weg in das Reich,<br />

wo das Ich in Wahrheit lebt, den müssen wir suchen, unbekümmert<br />

[54] um die Schrecknisse dieses Weges als freieste<br />

Tat. Ob der Mensch bleiben will, was eine gütige Natur aus<br />

53

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