22.01.2013 Aufrufe

Walter Johannes Steins

Walter Johannes Steins

Walter Johannes Steins

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Denktätigkeit zu erleben 26 ).» Aber wie gesagt, das bringt<br />

nicht jeder gleich fertig. Einer, der es nicht vermag, ist z. B.<br />

Locke. Er sagt: «… Ich fordere jeden auf, zu versuchen, ob er<br />

eine irgendwie beträchtliche Zeit lang in seinem Geiste eine<br />

einzelne Idee ohne eine zweite unverändert festhalten kann<br />

.... » «Alles, was hiebei in seiner Macht steht, ist, glaube ich,<br />

bloß darauf zu merken und zu beachten, welche Ideen es<br />

sind, die vor seinem Verstande vorüberziehen .... 27 )».<br />

Eine Zwischenstufe zwischen Steiner und Locke bildet<br />

Husserl. Er steht in seinen logischen Untersuchungen (1913)<br />

auf demselben Punkt, auf welchen R. Steiner sich in seiner<br />

Philosophie der Freiheit (1894) mit den Worten stellte: «Ich<br />

kann mein gegenwärtiges Denken nie beobachten; sondern<br />

nur die - Erfahrungen, die ich über meinen Denkprozeß gemacht<br />

habe, kann ich nachher zum Objekt des Denkens machen.<br />

Ich müßte mich in zwei Persönlichkeiten spalten, in<br />

eine, die denkt, und in die andere, die sich bei diesem Denken<br />

selbst zusieht, wenn ich mein gegenwärtiges Denken<br />

beobachten wollte. Das kann ich nicht 28 ).»<br />

Daß in diesen Worten die Stufe gekennzeichnet ist, auf<br />

welcher Husserls logische Untersuchungen stehen, möge die<br />

Stelle [26] Bd. II, 1. Teil, S. 9, belegen: «Die Quelle aller<br />

Schwierigkeiten liegt in der widernatürlichen Anschauungs-<br />

und Denkrichtung, die in der phänomenologischen Analyse<br />

gefordert wird. Anstatt im Vollzuge der mannigfaltig aufeinander<br />

gebauten Akte aufzugehen und somit die in ihrem<br />

Sinne gemeinten Gegenstände sozusagen naiv als seiend zu<br />

setzen und zu bestimmen oder hypothetisch anzusetzen,<br />

daraufhin Folgen zu setzen u. dgl.. sollen wir vielmehr «reflektieren»,<br />

d. h. diese Akte selbst und ihren immanenten<br />

Sinnesgehalt zu Gegenständen machen. Während Gegen-<br />

26 R. Steiner, «Die Rätsel der Philosophie«, Bd. 11, S. 235.<br />

27 John Locke, «Über den menschlichen Verstand», Universal-Bibliothek<br />

3816-3820, aus dem Englischen übersetzt von Th. Schultze, z. Buch, 14.<br />

Kap. § 13 und § 15.<br />

28 R. Steiner, «Die Philosophie der Freiheit», S. 39. Neue Auflage 1918. S.<br />

42--43.<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!