Walter Johannes Steins
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kenntnis, als die Kraft, durch welche der Mensch das aus<br />
sich selbst macht, was er werden kann. Die Anthroposophie<br />
läßt den Menschen nicht so, wie die Natur ihn produziert<br />
hat, oder begnügt sich, wie die moderne Naturwissenschaft<br />
die Anlagen und Fähigkeiten, welche der Mensch hat, auszubilden;<br />
sondern sie setzt das Werk der Natur da fort, wo<br />
diese es stehen ließ, sie v o l l e n d e t Natur, indem sie dem<br />
Menschen Fähigkeiten einformt, welche außermenschliche<br />
Natur nicht, sondern nur des Menschen eigene am Selbst<br />
bildende Tätigkeit fertigen kann.<br />
Die moderne naturwissenschaftliche<br />
Vorstellungsart und die Weltanschauung Goethes,<br />
wie sie Rudolf Steiner vertritt.<br />
Das für uns hier Wesentliche ist das Resultat von Steiners<br />
erkenntnistheoretischer Untersuchung 108 ), das sich so<br />
aussprechen, läßt: «Soll sich die Erkenntnistheorie wirklich<br />
aufklärend über das ganze Gebiet des Erkennens erstrecken,<br />
dann muß sie etwas [98] zum Ausgangspunkte nehmen, was<br />
von dieser Tätigkeit ganz unberührt geblieben ist, wovon die<br />
108 «Die Grundfrage der Erkenntnistheorie mit besonderer Rücksicht auf<br />
Fichtes Wissenschaftslehre. Prolegomena zur Verständigung des philosophierenden<br />
Bewußtseins mit sich selbst.» Inaugural-Dissertation zur Erlangung<br />
der Doktorwürde von der philosophischen Fakultät Rostock, vorgelegt<br />
von Rudolf Steiner. – Der Inhalt dieser Schrift ist in erweiterter Form<br />
übergegangen in das Buch «Wahrheit und Wissenschaft, Vorspiel einer Philosophie<br />
der Freiheit» (1891). Sie kann als erkenntnistheoretische Grundlage<br />
der Lehre Rudolf Steiners betrachtet werden, auf die er sich selbst auch<br />
gegenwärtig noch stellt. Man vergleiche z. B. Steiners Aufsatz: «Die Geisteswissenschaft<br />
als Anthroposophie und die zeitgenössische Erkenntnistheorie»,<br />
der in der Halbjahrsschrift «Das Reich», Juliheft 1917, zu finden<br />
ist, wo er sich wieder und mit Recht auf dieses Buch beruft. Gegner Rudolf<br />
Steiners versuchen immer wieder nachzuweisen, Steiner habe seine Weltanschauung<br />
geändert, indem seine ersten Schriften mit keinem Wort etwas<br />
von einem übersinnlichen Bewußtsein erwähnen. Gerade dieses Kapitel<br />
wird in seinem Fortgang dartun, wie schon die Erkenntnistheorie Steiners,<br />
wie sie von uns in diesem Kapitel vertreten wird, und die noch vor 1891 zu<br />
datieren ist, so aufgebaut ist, daß aus ihr für den, welcher sachkundig ist,<br />
die Erkenntnistheorie der übersinnlichen Erkenntnis organisch herauswächst.<br />
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