Walter Johannes Steins
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überall ein Identisches, es ist dasselbe im strengsten Sinne<br />
des Wortes. Mit der Zahl der Personen und Akte hat sich die<br />
Satzbedeutung nicht vervielfältigt, das Urteil im ideallogischen<br />
Sinne ist eines.»<br />
Denselben Tatbestand schildert Steiner 39 ): «Es ist auf<br />
dieser Stufe» (auf der Stufe, die erreicht ist, sobald man<br />
durch das Erleben des aktuell gegenwärtigen Denkens neben<br />
dem gewöhn liehen ein zweites, höheres Bewußtsein erreicht<br />
hat) «kein Unterschied mehr zwischen Plato und mir; denn<br />
was uns trennt, gehört einer niederen Erkenntnisstufe an.<br />
Wir sind nur als Individuen getrennt; das in uns wirkende<br />
Allgemeine ist ein- und dasselbe. Auch über diese Tatsache<br />
läßt sich nicht streiten mit dem, der von ihr keine Erfahrung<br />
hat. Er wird immer betonen: Plato und du sind zwei. Daß<br />
diese Zweiheit, daß alle Vielheit als Einheit wiedergeboren<br />
wird in dem Aufleben der höchsten Erkenntnisstufe: das<br />
kann nicht bewiesen, das muß e r f a h r e n werden. So paradox<br />
es klingt; es ist eine Wahrheit: die Idee. die Plato vorstellte,<br />
und die gleiche Idee, die ich vorstelle, sind nicht zwei<br />
Ideen. Es ist eine und dieselbe Idee. Und nicht zwei Ideen<br />
sind, die eine in Platos Kopf, die andere in meinem; sondern<br />
im höheren Sinne durchdringen sich Platos Kopf und der<br />
meine; es durchdringen sich alle Köpfe, welche die gleiche,<br />
eine Idee fassen; und diese Idee ist nur als Einzige einmal<br />
vorhanden. [33] Sie ist da; und die Köpfe versetzen sich alle<br />
an einen und denselben Ort, um diese Idee in sich zu haben.»<br />
Der Unterschied dieser beiden Darstellungen liegt darin,<br />
daß der Darstellung Steiners ein Erlebnis zugrunde liegt, das<br />
in dem Bewußtsein sich eingestellt hat, das erreicht wird,<br />
wenn man über das gewöhnliche Bewußtsein hinauskommt,<br />
während Husserls Darstellung rein gedanklich ist. Dasselbe<br />
Erlebnis wie Steiner spricht Paul Asmus aus 40 ): «Die Tätig-<br />
39 Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis<br />
zu modernen Wettanschauungen*. Berlin 1901, S. 15. (GA 7, S. 31)<br />
40 «Die indogermanischen Religionen in den Hauptpunkten ihrer Entwick-<br />
lung», Bd. 1, S. 29.<br />
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