Walter Johannes Steins
Walter Johannes Steins
Walter Johannes Steins
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zu S.85<br />
cierungen. Das Seelische wird [113] ergriffen durch «Sympathie»<br />
und «Antipathie», d. h. durch Lebenszustände, in denen<br />
man sich befindet. Das Leibliche wird wahrgenommen durch<br />
Formzustände, in denen es auftritt. Wer die Tiere bloß nach<br />
der Leibesgestalt ordnet, verfährt daher mit ihnen so, wie<br />
eigentlich nur im Mineralreich verfahren werden darf. Die<br />
Pflanzen weisen in ihrem Bau eine Verwandtschaft auf mit<br />
dem Nervenorganismus des Menschen, der das Instrument<br />
des Bewußtseins ist. Die Tiere aber sind verwandt den einzelnen<br />
menschlichen Organsystemen, deren Zusammenhang<br />
mit den Lebenszuständen des Menschen noch nicht genügend<br />
erforscht ist. Ich bin aber überzeugt, daß eine wahre<br />
Naturgeschichte in den hier angemerkten Richtungen suchen<br />
muß. Aus der Organgliederung des Menschen, wie er<br />
sich z. B. gliedert in Sinnesnervensystem, Rhythmussystem<br />
(Lunge, Herz), Stoffwechselsystem (vgl. Steiner «Von Seelenrätseln»)<br />
wird man zu einer ersten Gliederung des Tierreiches<br />
kommen, das dann im selben Sinne weiter gegliedert werden<br />
wird. In einem pädagogisch-didaktischen Kursus, den R.<br />
Steiner für die Lehrer der Freien Waldorfschule in Stuttgart<br />
vom 21. August 1919 bis zum 5. September 1919 in Stuttgart<br />
gehalten hat, zeigte er an konkreten Beispielen diesen<br />
Weg. Ihn zu beschreiten und die Einzelheiten zu bewahrheiten,<br />
wird die Aufgabe seiner Schüler sein müssen.<br />
Nr. 7: Eine wesentliche Ergänzung zu dem hier Dargestellten<br />
ergab sich durch den Hinweis Steiners in seinen optischen<br />
Vorträgen auf den Zusammenhang, der besteht zwischen<br />
dem Phänomen der farbigen Schatten, mit der im<br />
Augorganismus physisch vorhandenen komplementären<br />
Kontrastfarbe. Das Auge ist ja ein physikalischer Apparat<br />
und die Vorgänge, durch welche innerhalb des Auges ein<br />
komplementäres Blau zustande kommt, wenn das Auge Gelb<br />
wahrnimmt, sind physikalischer Natur. Was aber nicht<br />
draußen im Raum, sondern innerhalb des Augorganismus<br />
sich abspielt, das nimmt nur das Traumbewußtsein wahr.<br />
Das Wachbewußtsein merkt die Vorgänge im Augorganismus<br />
nicht unmittelbar, sondern mittelbar, durch Modifikation der<br />
Wahrnehmung der draußen befindlichen Farbe.<br />
112