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Walter Johannes Steins

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hat, bevor sie m e i n e Empfindung genannt werden kann.<br />

Unsere Organisation vermittelt die Empfindung und diese<br />

Vermittlungswege sind subjektiv; die Empfindung selbst ist<br />

es aber nicht.<br />

Nun bliebe also der Weg der inneren Erfahrung. Was erfahre<br />

ich in meinem Innern, wenn ich eine Empfindung als<br />

die meinige bezeichne? Ich erfahre, daß ich die Beziehung<br />

auf meine Individualität in meinem Denken vollziehe, daß<br />

ich mein Wissensgebiet auf diese Empfindung erstrecke;<br />

aber ich bin mir dessen nicht bewußt, daß ich den I n h a l t<br />

der Empfindung erzeuge. Nur den Bezug zu mir stelle ich<br />

fest, die Qualität der Empfindung ist eine in sich begründete<br />

Tatsache 100 ).»<br />

Die Verwechslung der Begriffspaare Ursache-Wirkung<br />

und Wesen – Erscheinung geht auf Locke zurück und hat<br />

ihre unheilvollen Folgen in der modernen Physik aufzuweisen.<br />

Die unrichtige Bestimmung des Punktes, der subjektiv<br />

und objektiv in der Empfindung sondert, fand in Berkeley<br />

ihren klassischen Vertreter und hat ihre unheilvollen Folgen<br />

in der modernen Physiologie aufzuweisen 101 ).<br />

[87] Die moderne naturwissenschaftliche Vorstellungsart<br />

hält demgemäß die Verdichtungen und Verdünnungen der<br />

Luft für eine Ursache und den Ton, den ich höre, für die<br />

W i r k u n g dieser Ursache. Aber von Ursache und Wirkung<br />

könnte man nur sprechen, wenn die Stelle zu finden wäre,<br />

wo die verursachende Bewegung der Luft in ihre Wirkung,<br />

die gehörte, erlebte Tonqualität übergeht. Diese Stelle ist<br />

aber weder im Ohr, noch im Nerv, noch im Gehirn auffindbar.<br />

Die Luft ist aber ein Medium, das überhaupt nur der<br />

Verdichtung und Verdünnung fähig ist. Was immer also<br />

durch die Luft vermittelt werden mag, die Luft kann es nicht<br />

100 R. Steiner in «Goethes Werke», Bd. XXXV, S. III-1V.<br />

101 «Der Physiker drängt also die Farben und das Licht aus der Außenwelt<br />

heraus, weil er in ihr nur Bewegung findet; der Physiologe sieht sich genötigt,<br />

sie in die Seele hereinzunehmen, weil er der Ansicht ist, daß der Nerv<br />

nur seinen eigenen zustand anzeigt, mag er von was immer erregt sein.» R.<br />

Steiner, «Die Rätsel der Philosophie», Bd. II, S. 86<br />

86

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