(NTH) Bericht 2011–2012 - TU Clausthal
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Sowohl der Sauerstoffpermeation als auch der<br />
Tracerdiffusion mit dem Sauerstoff-18-Isotop<br />
liegt der gleiche thermisch aktivierte Prozess zu<br />
Grunde, die Bewegung von Sauerstoffi onen durch<br />
den Festkörper. Leichte Abweichungen sind zu<br />
erwarten, da sich im Permeationsexperiment der<br />
Sauerstoffpartialdruck (siehe Abbildung 1) innerhalb<br />
des Materials lokal stark ändert, während<br />
er bei der Tracerdiffusion örtlich nahezu konstant<br />
gehalten wird. Dennoch liegt es nahe, die Aktivierungsenergie<br />
beider komplementärer Methoden<br />
zu vergleichen, und es wird ein konsistentes<br />
Bild erhalten. Im natürlich vorkommenden Eisen<br />
macht das Mössbauer-sensitive Eisen-57-Isotop<br />
nur ca. 2% aus. Zur Ermöglichung von Hochtemperaturmessungen<br />
wurde das Syntheseverfahren<br />
abgewandelt und die Eisendotierung im Volumen<br />
der Phase nahezu vollständig mit dem Eisen-<br />
57-Mössbauerisotop als lokale Sonde durchgeführt.<br />
Die Messungen zeigen ein ungewöhnliches<br />
Verhalten in der temperaturabhängigen Veränderung<br />
der Intensität von Subspektren. Die temperaturabhängigen<br />
Mössbauer-Spektren des mit 10<br />
Mol-% Eisen dotierten Lanthannickelats entstehen<br />
durch die Überlagerung mehrerer Teilspektren: ein<br />
dominierendes Dublett mit einer Quadrupolaufspaltung<br />
von 1,4 mm/s und – mit temperaturab-<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
hängigen Gewichten – ein weiteres Dublett mit<br />
einer Quadrupolaufspaltung von 0,4 mm/s sowie<br />
ein Singulett. Das spektakuläre Verhalten und die<br />
Bedeutung dieses Singuletts sind völlig unverstanden.<br />
Aber auch das dominierende Dublett weist ein<br />
äußerst ungewöhnliches Temperaturverhalten auf.<br />
Bis etwa 500°C nimmt die Quadrupolaufspaltung<br />
mit steigender Temperatur ab. Dies ist das üblicherweise<br />
bei temperaturabhängigen Messungen<br />
beobachtete Verhalten quadrupolarer Wechselwirkungen<br />
in Kristallen. Oberhalb von 500°C wird<br />
mit steigender Temperatur jedoch eine Zunahme<br />
der Quadrupolaufspaltung beobachtet. Dies ist<br />
völlig ungewöhnlich. In isothermen Messungen<br />
bei 750°C an dem mit 10 Mol-% Eisen dotierten<br />
Lanthannickelat wurde gefunden, dass die Quadrupolaufspaltung<br />
des dominierenden Dubletts mit<br />
abnehmendem Sauerstoffpartialdruck ansteigt.<br />
Beide Beobachtungen – in den temperaturabhängigen<br />
wie in den isothermen Messungen – lassen<br />
sich durch einen direkten Zusammenhang<br />
zwischen der Quadrupolaufspaltung des domierneden<br />
Dubletts und dem Stöchiometrieparameter<br />
δ - d.h. dem Sauerstoffüberschuss im Kristallgitter<br />
des La Ni Fe O - erklären, dessen Ursprung<br />
2 0.9 0.1 4+δ<br />
derzeit jedoch vollständig unverstanden ist.<br />
Durch die enge Vernetzung von drei Arbeitsgruppen<br />
mit komplementären Methoden zur chemischen<br />
Festkörperanalyse wurden neue grundlagenwissenschaftliche<br />
Fragestellungen zu den<br />
Transportvorgängen auf atomarer Skala in dotierten<br />
La-Ni-O-Verbindungen aufgeworfen, deren<br />
tieferes Verständnis für Membraneigenschaften<br />
bedeutend ist und in absehbarer Zukunft zu verbesserten<br />
Membranmaterialien führen kann.