(NTH) Bericht 2011–2012 - TU Clausthal
(NTH) Bericht 2011–2012 - TU Clausthal
(NTH) Bericht 2011–2012 - TU Clausthal
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Derivate einfacher zugänglich als mit traditionellen<br />
rein chemischen oder rein biotechnologischen Verfahren.<br />
Durch diese Erweiterung der strukturellen<br />
Diversität werden neuartige Derivate erreichbar, die<br />
potentiell zu neuen Wirkstoffen führen.<br />
Für dieses Ziel haben sich Arbeitsgruppen der<br />
Organischen Chemie aus Hannover (die Professoren<br />
Kalesse und Kirschning) und Braunschweig<br />
(Lindel, Schulz) mit einer biotechnologischen<br />
Arbeitsgruppe des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung<br />
(Prof. Müller, <strong>NTH</strong>-unabhängige<br />
Förderung durch das HZI) in Braunschweig zusammengefunden,<br />
um gemeinsam Lösungswege zu<br />
entwickeln. Jede Arbeitsgruppe hat ein Ziel formuliert,<br />
um die Praktikabilität des Ansatzes auf eine<br />
breite Grundlage zu stellen. Chemische Syntheseprobleme<br />
sind durch die Notwendigkeit eines individuellen,<br />
nicht automatisierbaren Ansatzes zur<br />
Lösung gekennzeichnet. Alle Partner haben sich<br />
auf den jeweiligen Projekttreffen über die Erfolge<br />
ausgetauscht und die Ergebnisse anderer Gruppen<br />
für das eigene Ziel genutzt. Zentrale Schnittstelle<br />
ist die AG Müller, in der alle biotechnologischen<br />
Versuchsanteile durchgeführt wurden.<br />
Durch die Arbeiten im Projekt wurde gezeigt, dass<br />
eine intensive Kooperation zwischen Arbeitsgruppen<br />
an verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen<br />
Expertisen auch im „Real Life“ abseits von<br />
Schreibtischplänen klappen kann. Es zeigte sich,<br />
dass sich die Integration von biologischen und chemischen<br />
Verfahren zur Generierung neuer Diversität<br />
in der Naturstoffforschung erfolgreich durchführen<br />
lässt. Aufbauend auf den erfolgreichen Ergebnissen<br />
wurde ein gemeinsamer Projektvorschlag für ein<br />
breit angelegtes Graduiertenkolleg mit 14 beteiligten<br />
Gruppen aus Chemie, Biologie, Biotechnologie<br />
und Pharmazie erarbeitet. Dieses Graduiertenkolleg<br />
„MINAS – Mikrobielle Naturstoffe“ wird nun seit<br />
dem 01.10.2012 vom Land Niedersachsen im Rahmen<br />
seines Promotionsprogramms gefördert.<br />
Projekt 1 (AG Kalesse): Disorazole besitzen eine<br />
bemerkenswert hohe Cytotoxizität, sind jedoch<br />
stärker toxisch gegenüber gesunden Zellen als<br />
gegenüber Tumorzellen. Mit Derivaten sollte versucht<br />
werden, selektivere und einfacher zugängliche<br />
Verbindungen zu entwickeln. Synthetisch<br />
wurden zwei einfacher zugängliche Derivate<br />
gefunden. Diese wiesen eine deutlich höhere biologische<br />
Aktivität gegenüber Tumorzellen verglichen<br />
mit gesunden Zellen auf. Durch Synthese<br />
gelang es, sogenannte SNAC-Ester von Vorläufern<br />
für Biosyntheseuntersuchungen herzustellen.<br />
Diese wurden mit isolierten Enzymen aus dem<br />
Biosyntheseweg zum natürlichen Disorazol umgesetzt.<br />
Damit konnte die Synthese vereinfacht werden<br />
und synthetisch besonders problematische<br />
Syntheseschritte vermieden werden.<br />
Disorazol 1<br />
Projekt 2 (AG Kirschning): Noricumazol A und verwandte<br />
Verbindungen sind neuartige Oxazol- und<br />
Isochromanonhaltige Metabolite aus dem Myxobakterium<br />
Sorangium cellulosum. Die Struktur von<br />
Noricumazol A konnte durch die Totalsynthese<br />
von Noricumazol A bewiesen werden. Es zeigte<br />
sich, dass es eine Kalium-Ionenkanal-Aktivität<br />
blockiert und eine starke Wirkung gegenüber dem<br />
Hepatitis-C-Virus (HCV) besitzt. HCV ist weltweit<br />
epidemisch verbreitet; etwa 150 Mio. Menschen<br />
sind davon betroffen und es besteht ein großer<br />
Bedarf nach Wirkstoffen, da bis dato keine Impfungen<br />
möglich sind. Durch Synthese wurde<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
121