(NTH) Bericht 2011–2012 - TU Clausthal
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Innovative Methoden zur Synthese von<br />
Naturstoffen und deren Analoga<br />
Niedermolekulare Naturstoffe sind in der Natur<br />
weit verbreitet. Im Gegensatz zu Primärmetaboliten,<br />
die in allen lebenden Organismen vorkommen,<br />
werden Naturstoffe von einem Organismus<br />
für einen bestimmten Zweck hergestellt, der in den<br />
meisten Fällen unbekannt ist. Gemeinsam ist diesen<br />
Stoffen allerdings, dass sie oft für Interaktionen<br />
mit anderen Organismen gebildet werden und<br />
daher in biologischen Systemen Wirkungen auslösen<br />
können. Naturstoffe, die von Pfl anzen, Tieren,<br />
Mikroorganismen, Pilzen und vielen anderen<br />
Organismen synthetisiert werden, zeichnen sich<br />
durch eine sehr große strukturelle Variabilität und<br />
Diversität aus. Viele dieser Verbindungen besitzen<br />
wichtige biologische und pharmakologische Eigenschaften.<br />
Naturstoffe sind für die Entwicklung von<br />
Medikamenten und Agrochemikalien sowie als<br />
Werkzeuge für die biologische Forschung essentiell<br />
und hochinteressant.<br />
Der Zugang zu diesen Verbindungen wird jedoch<br />
immer schwieriger, da neue Naturstoffe zunehmend<br />
aus schwer zugänglichen Quellen und auf<br />
Grund der fortschreitenden Technik in immer kleineren<br />
Menge isoliert werden. Wird ein interessanter<br />
Stoff identifi ziert, so ist die Nachlieferung oft<br />
ein Problem, da viele Organismen nicht beliebig<br />
verfügbar sind. Ein konsequentes Sammeln von<br />
Pfl anzen, Meeresbewohnern oder auch Pilzen<br />
kann oft die für weitere Untersuchungen erforderlichen<br />
Mengen nicht liefern. So kann die isolierbare<br />
Menge zu gering sein, ökologische Gründe gegen<br />
eine Entnahme aus der Natur sprechen, oder ganz<br />
einfach der Aufwand zu groß sein.<br />
BOTTOM-UP-PROJEKT<br />
Eine Schlüsselrolle zur Lösung derartiger Probleme<br />
kommt der Kombination aus synthetischer<br />
Organischer Chemie und Biotechnologie zu. Die<br />
Synthese kann leichter zugängliche Verbindungen<br />
in großen Mengen liefern, während komplexe Verbindungen<br />
oft durch biotechnologische Techniken,<br />
insbesondere die Kultivierung von Mikroorganismen<br />
und deren genetische Optimierung, gewonnen<br />
werden können.<br />
Ein besonderer Vorteil der Synthesechemie liegt<br />
in der fl exiblen Zugänglichkeit zu Derivaten der<br />
Zielmoleküle, die insbesondere für die Validierung<br />
der biologischen Wirkungen von großem Interesse<br />
sind. Jede Naturstoffsynthese erfordert eine individuelle<br />
Problemlösung, die sich schwer verallgemeinern<br />
lässt. Im Gegensatz zu der von Heterocyclenchemie<br />
geprägten chemischen Wirkstoffsynthese<br />
sind Naturstoffsynthesen komplexer. Mit Hilfe der<br />
Biotechnologie lassen sich komplexe Verbindungen<br />
entweder direkt von produzierenden Mikroorganismen<br />
oder durch Identifi zierung der verantwortlichen<br />
Biosynthesegene, deren Expression in anderen<br />
Organismen und Fermentation erhalten. Auch dieser<br />
Prozess kann ebenso wie die Entwicklung einer<br />
chemischen Synthese langwierig sein. Während<br />
sich für die Produktion komplexer Naturstoffe solche<br />
biotechnologischen Verfahren gut eignen, liegt<br />
ihr Nachteil im oft sehr schwierigen Zugang zu Derivaten<br />
der Zielverbindung.<br />
Im vorliegenden Bottom-up-Projekt wurden nun die<br />
Vorteile der chemischen und biotechnologischen<br />
Ansätze miteinander kombiniert. Durch geschicktes<br />
Verknüpfen beider Verfahren wurden die vorgegebenen<br />
Naturstoffstrukturen variiert und diese