Hochbegabung und Sonderpädagogik - sonderpaedagoge.de!
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Neue empirische Bef<strong>und</strong>e zum Un<strong>de</strong>rachievement Hochbegabter<br />
Gruppen hochbegabter Gr<strong>und</strong>schüler (STÖGER, ZIEGLER & MART-<br />
ZOG 2008; ZIEGLER ET AL. 2008). An <strong>de</strong>r Studie nahmen nur<br />
SchülerInnen teil, die in einem standardisierten Intelligenztest<br />
einen Wert von min<strong>de</strong>stens 130 IQ-Punkten erzielt hatten. Die<br />
SchülerInnen bearbeiteten eine Feinmotorikaufgabe, bei welcher<br />
sie so schnell wie möglich mit einem spitzen Bleistift zwischen zwei<br />
engen parallelen Linien eine dritte Linie zeichnen sollten, ohne da-<br />
bei eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Begrenzungslinien links <strong>und</strong> rechts zu berühren.<br />
Eine hohe feinmotorische Kompetenz äußerte sich in einem weitge-<br />
hend fehlerfreien Durchgang, häufigeres Kreuzen o<strong>de</strong>r Berühren<br />
<strong>de</strong>r Begrenzungslinien <strong>de</strong>utete hingegen auf eine geringere Fein-<br />
motorikkompetenz hin. Zusätzlich wur<strong>de</strong> die Konzentrationsfähig-<br />
keit 10 <strong>de</strong>r SchülerInnen <strong>und</strong> ihre Schulleistungen über die Noten in<br />
<strong>de</strong>n drei Hauptfächern (Deutsch, Mathematik sowie Heimat- <strong>und</strong><br />
Sachk<strong>und</strong>e) erfasst. In bei<strong>de</strong>n Studien zeigte sich wie erwartet,<br />
dass sich hochbegabte Un<strong>de</strong>rachiever 11 von hochbegabten Achie-<br />
vern in ihrer feinmotorischen Kompetenz unterschie<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r ers-<br />
ten Studie machten Un<strong>de</strong>rachiever sogar fast doppelt so viele Feh-<br />
ler wie Achiever. Die Vermutung eines beeinträchtigen<strong>de</strong>n Einflus-<br />
ses <strong>de</strong>r Feinmotorik<strong>de</strong>fizite auf die Konzentrationsfähigkeit konnte<br />
durch das Ergebnis gestützt wer<strong>de</strong>n, dass sich in bei<strong>de</strong>n Studien<br />
nachweisbare Wechselwirkungen zwischen feinmotorischen Fertig-<br />
keiten <strong>und</strong> Konzentrationsleistung zeigten.<br />
Auch über die Qualität <strong>de</strong>r Handschrift können Feinmotorik<strong>de</strong>fizite<br />
potentiell zu erwartungswidrig geringen Schulleistungen beitragen.<br />
So zeigen Studien, dass inhaltlich gleichwertige Aufsätze von Lehr-<br />
kräften unterschiedlich beurteilt wur<strong>de</strong>n, wenn sich die Qualität <strong>de</strong>r<br />
10 Zur Absicherung <strong>de</strong>s Bef<strong>und</strong>es aus <strong>de</strong>r ersten Studie, in welcher die Konzentrationsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r durch die Lehrkräfte eingeschätzt wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>r zweiten Studie ein standardisiertes Konzentrationstestverfahren eingesetzt<br />
(d2- Konzentrationsbelastungstest, BRICKENKAMP 2002).<br />
11 Ein Schüler galt in unseren Studien dann als Un<strong>de</strong>rachiever, wenn sein IQ bei<br />
min<strong>de</strong>stens 130 Punkten lag <strong>und</strong> seine, über die drei Hauptfächer gemittelte<br />
Schulleistung (Schulnoten) um eine Standardabweichung unter seinem IQ lag.<br />
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Heilpädagogik online 02/ 09