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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Literaritätspraxis hierzulande – <strong>eine</strong> (sehr) kl<strong>eine</strong> Auswahl<br />

Und über die soziale Zusammensetzung <strong>der</strong> BesucherInnen stellt sie fest: „Es gibt hier alles,<br />

vom Arbeiter bis zum Asylanten, vom Alternativen bis zum Konservativen.“ Dieser Teil des<br />

Bezirks sei „ ein richtiger Schmelztiegel“, nicht so wie etwa die zweite Zweigstelle in diesem<br />

Bezirk, die hinter dem Prater, „da schaut ja alles ganz an<strong>der</strong>s aus“.<br />

Die Vielfalt <strong>der</strong> Klientel führt naturgemäß manchmal zu schwierigen Situationen. Maria<br />

Hirsch:<br />

„Früher hatten wir richtige Jugendbanden hier, die haben k<strong>eine</strong> Bücher ausgeborgt,<br />

das war ihr Treffpunkt. Und sie waren manchmal laut und aggressiv. Da haben<br />

sich die Leute schon beschwert, aber wir haben sie nicht rausgeworfen. Das ist<br />

unser Grundsatz: Ob Jugendliche o<strong>der</strong> nicht – ich habe Respekt. Damit haben wir<br />

schließlich alle Probleme gelöst, ohne Polizei o<strong>der</strong> ähnliche Einrichtungen.“<br />

Von ähnlichen Grundsätzen, aber im Einzelfall schwer zu lösenden Problemen spricht <strong>der</strong><br />

Leiter <strong>der</strong> Hauptbücherei:<br />

„Unsere Zielsetzung ist, möglichst offen zu sein, je<strong>der</strong> soll willkommen sein. Mit<br />

<strong>eine</strong>r kl<strong>eine</strong>n Einschränkung: Je<strong>der</strong> ist willkommen, <strong>der</strong> sich an unsere eh sehr<br />

sanften Regeln hält.“<br />

Als Kernpunkt dieser Regeln bezeichnet er die „soziale Verträglichkeit“. Und als heikles<br />

Problem den Umgang mit Obdachlosen.<br />

„Da hat sich einiges verän<strong>der</strong>t, Obdachlose sind nicht mehr die typischen ‚Sandler‘<br />

von früher, sie kommen zunehmend aus den neuen EU-Län<strong>der</strong>n. Diese Leute<br />

können nicht deutsch, sie werden als Nichtösterreicher nicht in Tagesheimen betreut<br />

und haben <strong>eine</strong>n aggressiven Zugang zum Alkohol. Manchmal rinnt ihnen <strong>der</strong> Urin<br />

herunter, wir können sie nicht aufwecken o<strong>der</strong> man muss die Rettung holen.“<br />

Also wurde die Security aufgestockt und – vor allem im Winter – die Zusammenarbeit mit<br />

SAM verstärkt, <strong>eine</strong>r Wiener Sozialeinrichtung, die für Probleme im öffentlichen Raum<br />

zuständig ist und vermittelnd eingreift, wenn es z.B. zwischen Anrainern und Obdachlosen<br />

zu Konflikten kommt. „Aber“, so Christian Jahl, „wir haben im Schnitt 3.000 Besucher am<br />

Tag, und die Leute, die unangenehm auffallen, sind sehr wenige.“<br />

Davon kann sich <strong>der</strong>/die unvoreingenommene BesucherIn <strong>der</strong> Hauptbücherei je<strong>der</strong>zeit überzeugen.<br />

Eine solche Vielfalt an BenutzerInnen lässt sich schwer an <strong>eine</strong>m an<strong>der</strong>en Ort <strong>der</strong><br />

Stadt finden. Vorne in <strong>der</strong> Eingangshalle, in <strong>der</strong> Ecke mit den internationalen Tages- und<br />

Wochenzeitungen, schmökern meist ältere Menschen in bequemen Fauteuils. An den Computer-<br />

Arbeitsplätzen dagegen sitzen vor allem Kin<strong>der</strong> und Jugendliche. In den Erkern lesen<br />

junge Mütter ihren Kin<strong>der</strong>n aus Büchern vor, StudentInnen wälzen Fachliteratur. Und im<br />

oberen Geschoß gibt es im Umfeld des Colleges Kunst <strong>eine</strong> beachtliche Musikabteilung, in<br />

<strong>der</strong> man nicht nur in <strong>eine</strong>r Vielzahl von Publikationen zu vielen Stilrichtungen – von Werken<br />

<strong>der</strong> Musiktheorie, Partituren, Werkkommentaren, Aufsätzen und Essays von MusikerInnen<br />

bis zu Starbiografien – stöbern und fündig werden kann, son<strong>der</strong>n auch <strong>eine</strong>n eigenen<br />

Hörbereich mit zahlreichen Hörplätzen für die Musikmedien zur Verfügung hat. Genützt<br />

wird er vor allem von MusikspezialistInnen, die <strong>eine</strong> bestimmte Interpretation <strong>eine</strong>s Werkes<br />

anhören wollen, von MusikstudentInnen, die ein Werk zugleich hören und dabei die Partitur

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