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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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Zentrale <strong>Frage</strong>stellungen und Begriffe<br />

So diente das Kartografieren während <strong>der</strong> gemeinsamen Forschungsarbeit <strong>der</strong> Visualisierung,<br />

dem Suchen nach <strong>eine</strong>m Weg durch die Landschaft <strong>der</strong> Literaritäten, <strong>der</strong> Kommunikation<br />

über multimediale Gestaltungsweisen (mit Hilfe von Matrizen, Tabellen, Listen, Fotos, Zeichnungen<br />

und Icons), <strong>der</strong> Veranschaulichung des räumlichen Charakters von Erfahrung und<br />

<strong>der</strong> Beschäftigung mit Kartenvarianten, die mehr o<strong>der</strong> weniger offen sind für Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Damit wurde auch die Kapazität aller Beteiligten für die intensive Datensammlung<br />

über die Colleges als Orte <strong>der</strong> Literarität gestärkt – und im Fall <strong>der</strong> StudentInnen auch<br />

über die wesentlich von ihnen durchgeführte Datensammlung über Orte <strong>der</strong> Literarität in<br />

ihrem Alltag. Das Kartografieren anhand <strong>eine</strong>r wirklich räumlichen Karte übernahmen die<br />

StudentInnen schließlich bei <strong>der</strong> Aufgabe, anhand <strong>eine</strong>s Lageplans des jeweiligen Colleges<br />

ihre Aktivitäten im Lauf <strong>eine</strong>r Woche „einzuzeichnen“ und mit Post-Its zu kennzeichnen, was<br />

sie wo und wann lesend und schreibend getan haben. Dieser durch Wege und Tätigkeiten<br />

markierte Lageplan war dann Ausgangspunkt für intensive face-to-face- Interviews, in denen<br />

ein Austausch über unterschiedliche Lesarten, Schreibweisen und <strong>der</strong>en Anlässe stattfand.<br />

Um die Kluft zwischen <strong>der</strong> Forschungs- und <strong>der</strong> Bildungspraxis zu überwinden, orientierte<br />

sich das Forschungsteam an <strong>der</strong> von Dick Allwright als exemplarische Forschungsmethodologie<br />

entwickelten Exploratory Practice. Er versteht sie als Ergänzung zu den in <strong>der</strong> Praxisforschung<br />

üblichen Methoden <strong>der</strong> Reflective Practice, die eher kontemplativ sind, und zur<br />

stärker handlungsorientierten Aktionsforschung. Eingesetzt wurde sie, um den Stimmen aus<br />

dem Praxisbereich durch Anschauungsmaterial aus <strong>der</strong> täglichen Praxis mehr Gewicht zu<br />

geben. Allwright entwickelte diese Methode in s<strong>eine</strong>r Arbeit mit SprachlehrerInnen an <strong>der</strong><br />

Cultura Inglesa in Rio de Janeiro, <strong>eine</strong>r brasilianischen Nonprofit-Bildungsinstitution. Er<br />

bezeichnet die Exploratory Practice als ein Beispiel für den – wie er es nennt – unterschätzten<br />

Prozess des Innehaltens in <strong>der</strong> Praxis, um zu verstehen, wie diese Praxis funktioniert.<br />

Sie beinhaltet im Wesentlichen das Sammeln von Daten über die normalen Aktivitäten im<br />

Klassenzimmer, die für den Lernprozess von Bedeutung sind. Allwright nennt dies das Einbringen<br />

<strong>eine</strong>r Forschungsperspektive in das Klassenzimmer, um ein besseres Verständnis<br />

dafür zu entwickeln, was beim Lernen in Klassen vor sich geht.<br />

Im Lancaster-Projekt wurde diese Methode in <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Lehrenden als PraktikerInnen-<br />

ForscherInnen angewandt. Lehrende, aber auch TutorInnen, die einzelne StudentInnen beim<br />

Lernen unterstützen, sind täglich mit <strong>eine</strong>r Menge Material zu Literarität und über Literari -<br />

tätspraktiken konfrontiert. Die Bestandsaufnahme, Analyse und Reflexion dieser Praktiken<br />

und Materialien, ihrer Wi<strong>der</strong>sprüche, Wi<strong>der</strong>stände und Überlappungen standen im Zentrum<br />

<strong>der</strong> Forschungsarbeit <strong>der</strong> Lehrenden. Zu ihren Aufgaben gehörten auch die Analyse <strong>der</strong> Literaritätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

in ihrem eigenen Lehrplanbereich und das Sammeln von Erfahrungen<br />

und Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> praktischen Umsetzung dieser Anfor<strong>der</strong>ungen in ihrer Unterrichtsarbeit,<br />

aber auch die Fokussierung ihrer Aufmerksamkeit auf die Literaritäten, die die<br />

StudentInnen aus ihrem Alltag mitbrachten.<br />

Diese Analysen wurden in Einzelgesprächen, in Fokusgruppen und in elektronischen Arbeitsforen<br />

anhand von „authentischen“ Materialien aus dem Unterrichtsalltag und durch systema -<br />

tische Notate <strong>der</strong> PraktikerInnen-ForscherInnen gemeinsam mit dem universitären Forschungsteam<br />

reflektiert. Neben den Literaritätsanfor<strong>der</strong>ungen des Lehrstoffs und im Unterricht<br />

wurden auch die <strong>der</strong> Arbeits- und Berufspraxis erfasst und untersucht, z.B. in den Praxisübungen<br />

in <strong>der</strong> College-Küche o<strong>der</strong> an den Arbeitspraktika in verschiedenen Unternehmen.<br />

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