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eine zentrale Frage der Wissensvermittlung (pdf)

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60 Literaritäten im Kontext<br />

Pädagogen Paolo Freire. Er betrachtet die praktischen Anliegen und Lebensverhältnisse<br />

<strong>der</strong> – wie er sie nennt – erwachsenen „Schüler“ als Ausgangspunkt für Bildung und als<br />

Bezugspunkt für die jeweiligen Unterrichtsformen. Als Ziel von Bildung und Bildungsarbeit<br />

bezeichnet er die För<strong>der</strong>ung von Autonomie und das Entdecken von Handlungsperspektiven<br />

in realen Problemsituationen, die wichtigsten Instrumente dafür sind s<strong>eine</strong>s Erachtens Reflexion<br />

und Dialog. Daraus entwickelte Freire ein gemeindenahes Modell <strong>der</strong> Alphabetisierung,<br />

in dem die Instrumente <strong>der</strong> Sprache und <strong>der</strong> Schrift aus dem gemeinsamen Gespräch und<br />

dank <strong>der</strong> Erfahrung und des Wissens <strong>der</strong> beteiligten Erwachsenen über die praktischen<br />

Lebenszusammenhänge und für konkrete Anliegen erarbeitet und ausgebaut werden. Dieser<br />

Arbeits- und Denkansatz des partizipativen Lernens von Erwachsenen für die eigenen Lebensumstände<br />

gewinnt an <strong>der</strong> Wende vom 20. zum 21. Jahrhun<strong>der</strong>t zunehmend an Aktualität.<br />

Die Bedingungen und Möglichkeiten aktiver gesellschaftlicher Beteiligung und Teilhabe aller<br />

Menschen auf allen Ebenen entwickeln sich heute zu <strong>eine</strong>m demokratiepolitischen Kernthema<br />

und werden häufig als Kriterium <strong>eine</strong>r nachhaltigen Entwicklung betrachtet.<br />

Der zweite wichtige Entwicklungsstrang entsteht genuin aus <strong>der</strong> intensiven Beschäftigung<br />

mit Gesundheit, Gesundheitsverständnis und Gesundheitsbildung in den 1980er Jahren.<br />

Angesichts beträchtlicher Strukturprobleme im Gesundheitssektor kommen Impulse für diese<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung von basisdemokratischen, bürgerrechtlichen Gesundheitsinitiativen und<br />

aus <strong>der</strong> Reflexion über die Ausrichtung und Wirksamkeit regionaler und nationaler gesundheitspolitischer<br />

Kampagnen. Diese Auseinan<strong>der</strong>setzung führte 1987 in Ottawa zur Neuformu -<br />

lierung des Gesundheitsbegriffes durch die Weltgesundheitsorganisation. Die wesentlichen<br />

Punkte dieser Neukonzeption sind: Gesundheit wird verstärkt als <strong>eine</strong> soziale und rechtliche<br />

Konstellation und Kondition für Menschen definiert. Sie umfasst das körperliche, soziale<br />

und mentale Wohlbefinden und ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Gesundheit<br />

bezeichnet ebenso das persönliche und soziale Umfeld wie individuelle Fähigkeiten und<br />

Verhaltensweisen. Sie ist kein Lebensziel, son<strong>der</strong>n alltägliche Lebensgrundlage. Sie entsteht<br />

und hat überall dort Bedeutung, wo und wie auch immer Menschen arbeiten, lernen, lieben.<br />

Gesundheit zu för<strong>der</strong>n ist daher nicht ausschließlich die Angelegenheit <strong>eine</strong>s Bereichs, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>eine</strong> Aufgabenstellung sowohl in jedem beson<strong>der</strong>en Lebenskontext als auch im öffentlichen<br />

Leben. För<strong>der</strong>lich für sie ist nur, was zur jeweiligen Praxis von Menschen und ihren<br />

Anliegen passt. Um diese zu verstehen, genügt es nicht, das Thema einfach aufzuwerfen,<br />

vielmehr ist ein gemeinsames Lernen aller Beteiligten nötig. Erst durch die gemeinsame<br />

praxisbezogene Auseinan<strong>der</strong>setzung verschiedener Beteiligter – aus den unterschiedlichen<br />

praktischen Zusammenhängen von Wissen und Erfahrung von Betroffenen, Laien, PraktikerInnen<br />

und TheoretikerInnen – ergeben sich konkrete und übertragbare Erkenntnisse über<br />

Bedingungen und Potentiale <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung. Gesundheit und Bildung verschränken und verän<strong>der</strong>n<br />

sich und einan<strong>der</strong> in Form und Wirkungsweise.<br />

Parallel dazu entwickelt sich ein sozialwissenschaftlich ausgerichteter partizipativer Forschungstyp,<br />

<strong>der</strong> in enger Kooperation mit NutzerInnen und Anbietern von Gesundheits -<br />

einrichtungen systematisch Aspekte <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung an Strukturen, Abläufen und<br />

<strong>der</strong> Kommunikationen im Gesundheitssektor untersucht. Von den vielen Beiträgen, die das<br />

österreichische Ludwig Boltzman-Institut für Health Promotion Research dazu geleistet hat,<br />

seien zwei exemplarische zur Gesundheitsför<strong>der</strong>ung durch Verbesserung von Beteiligung<br />

(Partizipation) und Teilhabe (Inklusion) zumindest genannt: „Das patientenfreundliche Spital“<br />

und das bereits an an<strong>der</strong>er Stelle behandelte Forschungsprojekt „Das migrantenfreundliche

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